Dr. „HabkeineAhnung“…Tag III nach Operation Nr. III

Ich habe ja nie meine Krankenhausgeschichte zu Ende geschrieben…Also mit 3 monatiger Verspätung….Die Fortsetzung meines RE-RE Operationserlebnisses

An Tag III nach Operation Nr. III eines Caudasysndroms (Liquorzyste + Bandscheiben Rezidiv) durfte ich ja ‚endlich‘ nach etwas mehr als 48 Stunden ‚Liegezeit‘ aufstehen…

Meine Bettnachbarin (für Wirbelsäulengeschichten noch recht jung/ ca. 50 Jahre alt) und ausgestattet mit spitzer Zunge + skurrilem Humor, hatte am Abend bemerkt,dass meine 48 Stunden schon nachts vorbei seien und ich mal so gegen 5 Uhr die Nachtschwester rufen sollte, um auf mein Aufstehen nach abgelegener Bettfrist zu beharren. Sie hatte ein Faible dafür, dass ganze medizinische Personal mit Spitznamen zu bedenken und gab dieser eher resoluten Schwester den Namen „General“…
Ich fand die Vorstellung ziemlich lustig…Schließlich war ich mit dieser Schwester schon bei meinem vorigen Krankenhausaufenthalt aneinander geraten, wegen meiner grundsätzlichen Nachtaktivität…Auch bei diesem Aufenthalt, zu diesem Zeitpunkt (7 Tage nach OP Nr. II ) konnte ich absolut nicht schlafen und wanderte nachts durch die Gegend…
Gegen 23 Uhr, Laptop unter dem Arm,ging ich durch den hell erleuchteten Gang der Station als mich ‚Frau General‘ anschrie
Nachtschwester G.: „Wo wollen Sie denn hin?“
Ich: „Zu einer Steckdose…“
N: „Wollen Sie was zum schlafen?
Ich: „Nein…Ich will was schreiben..“ (Meine derzeitige Bettnachbarin hörte immer noch laut irgendwas in Richtung Musikantenstadl und ich konnte def. bei dem Gedudel nicht einschlafen)
N: „Aber doch nicht um 23 Uhr…“
Ich: „Warum denn nicht?“
N: „Sie sind doch hier Patient…“
Ich: „Das bin ich auch noch, wenn ich 5m weiter, da drüben zu dem Stehtisch gehe…“
N „Aber sie könnten umkippen…“
Ich: „Ich bin doch schon FAST entlassen und umkippen könnte ich selbst in meinem Zimmer OHNE das irgendjemand was merkt.“
N: „Das geht aber nicht, denn um 23:30 Uhr schließe ich hier vorne die Tür zu.“ (Diese Regelung hat sie wohl erfunden, denn alle Stationstüren sind def. bei allen anderen Nachtdiensthabenden immer OFFEN…)
Ich: Aber es ist doch erst 23:05—Da habe ich noch genau 25 Minuten Zeit…“ (Mit dieser Spitzfindigkeit ging ich an ihr vorbei und schloß meinen Laptop an die Steckdose im Treppenhaus an…Pünktlich um 23:30 stand besagte Nachtschwester vor der Stationstür und sah mich mit mordlüsternenen Augen an…Ich kehrte also brav auf die Station zurück, worauf die Nachtschwester demonstrativ hinter mir die Tür zu schloß…
Schlafen konnte ich jedoch immer noch nicht…Gegen 2 Uhr morgens stand ich also wieder auf..Diesmal mit Mp3 Player bewaffnet…Da ich nun eingesperrt war…, stand ich mehr oder minder der Nachtschwester im Weg, wenn wieder einmal so ein toller Alarm los ging…Vermutlich hätte sie sich insgeheim gewünscht mich mit Schmerzmedis zu sedieren oder einen Anästhesisten zu holen und mich zu intubieren, aber da stand ich oder lief den Gang auf und ab…Sie versuchte mich also zu ignorieren…Gegen 4:30 uhr gab ich es auf den Flur zu durch wandern…und begab mich abermals ins Bett…Gegen 6 Uhr riss die Nachtschwester die Türe auf: Ich stand gerade am Fenster und sah in die sternklare Nacht…Sie schüttelte nur den Kopf)

Jedenfalls war diese Schwester sicherlich nicht begeistert mich nach 2 Monaten schon wiedersehen zu müssen und bestimmt recht froh, dass ich diesmal bei ihrem Nachtdienst ans Bett gefesselt war und mich nicht bewegen durfte/konnte…
Bei der allabendlichen Nachtschwesternrunde verkniff sie sich jedenfalls ein ‚Sie schon wieder‘ und fragte mich bloß, ob ich was gegen die Schmerzen oder zum schlafen will…Ich so: „Jetzt nicht,aber vielleicht gegen 2 Uhr…“ …War ja mehr ein Scherz, aber das hätte ich wohl dazu sagen sollen…, denn pünktlich nachts um 2 Uhr…-Ich hatte ja ausnahmsweise mal FAST geschlafen…-, kam die liebe Nachtschwester und beharrte darauf mir ne Spritze Dipidolor zu geben..Ich meinte, dass ich doch schon am einschlafen war…sie fand aber, dass jeder so um 2 Uhr nach einer OP tief und fest schlafen sollte und ich ja wohl offensichtlich Schmerzen hätte…Okay, dann jagt mal wieder so etwas hoch potentes in mich rein…Innerhalb von wenigen MInuten fing sich alles an zu drehen..Mir wurde extrem warm und ich sah Sternchen…Dann wurde alles schwarz….Filmriss…(Tolles Zeug für 4 Stunden) So gegen 6:00 uhr wurde ich erneut wach und dachte darüber nach mich selbst zu mobilisieren (aufzustehen), aber mit Blasenkatheter und Zugang war das eher unmöglich…, weil ich mich garantiert in irgendwas verwickelt hätte…Also wartete ich bis zur Frühschicht…
Gegen 7 uhr war auch meine Bettnachbarin wach und fragte mich, ob ich denn schon aufgestanden sei…
Ich: „Nein…, wie man sieht liege ich immer noch hier rum“
7:30 Uhr Krankenschwester bringt Frühstück…
Ich: „Darf ich jetzt endlich aufstehen?“
K: „Warten Sie doch noch bis nach der Visite…“
I: „Wann ist die denn?“
K: „So zwischen 8 uhr und 9 Uhr…“
I: „Können sie mir dann wenigstens mal den Zugang ziehen…?
K:“Eigentlich entscheidet das der Arzt…Aber wenn sie genügend trinken…“
I:“Klar…4 Liter täglich…“
(Krankenschwester sah mich ungläubig an…und zog mir den peripheren Venenverweilkatheter(Nur um nicht dauernd Wortdopplungen drinne zu haben: Könnte auch Kanüle oder Zugang sagen)

5 Minuten später kam eine Krankenschwester und meinte,ich dürfte jetzt mal aufstehen…

I: „Ich dachte ich soll noch bis nach der Visite warten.“
K: „Wieso?“
I: „Keine Ahnung“
K: „Ach, vermutlich weil XY gerade keine Zeit hatte.Wollen Sie denn nicht aufstehen?“
I: (Nee, ich finde im Bett liegen toll…Würde ich gerne mein ganzes Leben.) „Klar WILL ich aufstehen…“
K: „Wissen Sie noch wie das geht?“
I: (???? Habe ich eine retrograde Amnesie durch Operationstraumen???) „Ja“
K: „Dann drehen Sie sich mal zu mir und stellen zuerst den linken Fuß auf den Boden…“
I: (Rechts wäre auch nur schwerwiegend gegangen, dann hätte ich mich verknotet…War allerdings doch schwerer als angenommen…Alles war beachtlich am schwanken…Ich fühlte mich irgendwie leicht seekrank)
K: (Drückt mir den Blasenkatheter in die Hand) „Wollen Sie ein bißchen auf und abgehen?“
I: (Ich wünschte mich ja nach diesem Realitätsschock eigentlich schon wieder ins Bett, obwohl ich dem ja seit 48 Stunden unbedingt entfliehen wollte.) Ich schwankte also mehr oder minder hin und her und gegen den Schrank…
K: „Vielleicht sollten Sie sich an der Wand abstützen“
I: (Toller Tipp…Aber ich hatte ja eh nur eine Hand frei…Durch den super schicken Blasenkatheter. Ein Accessoire was jeder haben sollte Also tastete ich mich so ein bißchen an der Wand entlang…Machte die Sache auch nicht wesentlich besser)
K: „Wollen Sie zurück ins Bett…Oder noch ein bißchen rumlaufen…Klingeln Sie ,wenn sie wieder ins Bett wollen“
B(ettnachbarin): „Oder wenn sie umkippt.“
I: „Wieso sollte ich umkippen oder nicht alleine zurück ins Bett kommen“
K: (Sah mich nur an…So nach dem Motto…Ist ja wohl offensichtlich)
I: „Okay, ich gehe zurück ins Bett….“ (Ging einigermaßen glimpflich…Wenn sich auch alles um mich herum drehte…Wahnsinniger Erfolg…Ich hatte exakt 5min geschafft zu stehen und zu schwanken…)
Bettnachbarin:“Das sah ja heldenhaft aus…Soll ich dir etwas von unten mitbringen…Einen Kaffee oder so…Dr HabKeineAhnung ist schon unterwegs…Die Visite kann ich mir heute mal sparen“
I: „Wer ist Dr HabkeineAhnung?
B: „Der Stationsarzt“
I: „Na ja, ich würde nicht sagen, dass der keine Ahnung hat…Eher das er eben dich nicht versteht und wir ihn nicht…Vielleicht „DrVerstehDichNicht“ oder „DRsprichtkeinDeutsch“…
B: „Wie auch immer…Für mich ist er seit dem Aufnahmegespräch..DrHabkeineAhnung…Dieser immer grinsende-….“

In dem Moment ging die Tür zu unserem Zimmer auf….und „DrHabkeineAhnung“ trat mit seinem coolen Stationswagen in unser Zimmer und fragte -mit wie gewöhnlich gefaktem Grinsen im Gesicht- „Wie geht es Ihnen denn heute morgen?“Im Anhang wie immer die Stationschwester (Leitung), die als Dolmetscher fungierte..Ich persönlich hätte mir in dem Moment gerne die Bettdecke über den Kopf gezogen, um nicht in unangemessenes Gelächter zu verfallen…
Nach kurzem Geplänkel, bei dem meine Bettnachbarin erstaunlich zahm, unsarkastisch und unterwürfig wirkte…, fiel der Blick des Stationsarztes auf mich…
S:“‚Sie frage ich erst gar nicht, bei Ihnen war ja eh -wie immer- alles gequetscht….“ (Er dreht sich zur Stationsschwester..S: „Was hatte sie denn eigentlich —diesmal??“)
Stationsschwester: „Eine Liquorfistel…“
Stationsarzt…: „Eine was??? Ich setze sie mal auf Cortison…“
(Wahnsinnig ausführliches Gespräch…)….

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