Fernsehserien…(Inspiriert durch Frau K. und Amy)

Auch ich neige in Phasen der depressiven Verstimmung in Phantasiewelten zu flüchten…Allerdings kann ich die meisten Fernsehserien auch nur bedingt ertragen…

Es gibt aber auch positive Ausnahmen:

TREME

TREME
Treme ist eine US-amerikanische Serie, die in New Orleans situiert ist. Die erste Staffel der Serie spielt drei Monate nach Hurrikan Katrina und handelt überwiegend vom coping der Künstler- und Musikerszene mit der Zerstörung und dem Wiederaufbau der Stadt und ihrer Kultur…Treme ist eher wie ein guter Episodenroman. Man hat verschiedene Handlungsstränge und Narrative, die Mal in Kontakt zueinanderstehen und dann sich wieder verlieren. David Simons Themenschwerpunkte sind Kunst, Politik und Avantgarde. Treme zeigt eine Stadt voller Ambivalenzen bei der Korruption, Kriminalität und Gewalt nur kleine Kontrapunkte zu einer Künstler- und Musikerstadt darstellen, die am Wendepunkt zwischen Wiederaufbau oder Untergang steht. Treme zeigt vor allem das „Allzumenschliche“: Überleben aus Sicht der Künstler, Politiker und Intellektuellen. Dabei fällt dann auch auf, wie wenig man die Welt doch wirklich in gut/böse bzw. richtig/falsch teilen kann..An Treme fand ich allerdings problematisch, dass manchmal der allzu lose Stil auch dazu geführt hat, dass man sich bei mancher storyline gefragt hat, warum wird das überhaupt erzählt ???? Mir fehlt vielleicht dazu die L’art pour L’art Perspektive, aber ich habe noch nie die Notwendigkeit gesehen 300 Euro Weinflaschen zu kaufen oder in ein Restaurant zu gehen und für 400 Euro zu essen…Für NICHT-Jazz/Alternativ Musik Fans sind auch die Musik Sequenzen vermutlich ziemlich unerträglich lang…Denn Musik wird hier eher als selbsttragendes Element integriert, dass immer wieder Handlungsketten durchbricht…5-10 Minuten kann man sich dann laute Schreie der Mardi-Gras Indians anhören und sein nicht vorhandenes Musikgehör befragen,ob man es gerade mit Swing, jazz, blues, rhythm and blues, hip hop, Cajun, country oder einem anderen undefinierbaren Stil zu tun hat…

 

THE WIRE

THE WIRE
The Wire ist vom selben Macher , – wie Treme: Es ist eine der wenigen Serien, die ich wirklich von A-Z Folge für Folge und Staffel für Staffel gesehen habe. In über sechzig Sendestunden liefert sie so eine art epische Milieustudie einer untergehenden amerikanischen Stadt: Baltimore. Es ist faszinierend mit wie viel Liebe man vom schwarzen Ghetto und seinen Einzelschicksalen bis zur politischen Führungsschicht erzählen kann, ohne in tiefe Melancholie und Verzweiflung zu verfallen und das obwohl die gesamte Serie nur Niedergänge thematisiert. Jede Staffel hat quasi ihr eigenes Niedergangs Epizentrum…In der ersten Staffel ist es die Polizei,die mit ihrem war on drugs eigentlich nur die 14 Jährigen Dealer erwischt,aber nie die Key Player. Man erlebt die absoluten Hierarchien des Polizeiapparats und eine Politik, die nur an niedrigen Verbrechensstatistiken und nicht an einer wirklichen Veränderung der Verhältnisse interessiert ist. In der zweiten Staffel wird vom Niedergang der amerikanischen Arbeiterklasse und den organisierten Gewerkschaften, rundum eine Werft berichtet…Es ist der Überlebenskampf eines kleinen Gewerkschaftsfunktionärs, der sich in illegale Machenschaften verwickelt, um seine Leute bezahlen zu können und die Werft politisch als Standort zu sichern. Ein grotesk anmutender Kampf, denn die menschliche Arbeitskraft kann mittlerweile nahezu komplett durch Maschinen ersetzt werden. Um das absolut marode US-Erziehungssystem und um die Massenmedien geht es in den letzten beiden Staffeln. Ähnlich der Polizeistatistiken geht es auch im Schulwesen nicht wirklich um Verbesserungen, sondern wie kann ich eigentlich verbergen, dass ein Großteil aller Schüler nicht wirklich lesen kann und wie bekomme ich sie trotzdem durch den Test?? In dieser Staffel schließt sich dann auch wieder Kreis, denn man sieht,wie aus Jungs/Teenies, die sich am Anfang der Staffel noch mit Wasserbomben bewerfen Straßendealer und Junkies werden. Wie aus kindlichem Spiel Ernst wird und das man am untersten Rand der Gesellschaft bedroht von Armut, Verbrechen und Gewalt in den Strudel heruntergerissen wird… The Wire ist im Gegensatz zu Treme wesentlich pointierter und trotz seines riesigen Figurenarsenals und den verwobenen Handlungssträngen aus Junkies und Polizisten, Schülern und Politiker, Dealern und Lehrern gibt es immer eine Hauptperspektive, die den Erzählstrang zusammenhält…Daher wesentlich einfacher zu sehen. Man kann es durchaus als normale Krimiserie konsumieren… David Simon kennt diese Welt in und auswendig und das merkt man der Serie an. Er hat fast zwanzig Jahre lang als Polizeireporter bei der Baltimore Sun gearbeitet und wird heute – nicht zu unrecht – als Charles Dickens der amerikanischen Serienkultur gefeiert.

THE KILLING

The Killing
Sehr positiv hat mich das US-Remake einer dänischen Kult-Krimi-Fernsehserie überrascht…Ich bin kein großer Krimi-Fan, aber “The Killing” (Fox Television Studios/ Kabelsender AMC )hat die Geschehnisse aus dem dänischen Original “Forbrydelsen” (Das Verbrechen) für mich Recht überzeugend in das verregnete Seattle (Washington) verlegt. Insbesondere der Pilot ist gelungen und atmosphärisch sogar wesentlich dichter als das Original. Allerdings ist das amerikanische Drehbuch in Teilen etwas unlogisch, da man von Handlung zu Handlung und Verdächtigem zu Verdächtigem springt.
“The Killing” im Original lässt sich viel mehr Zeit im Erzzählgang und hat gen Mitte schon einige Längen, aber die Serie lebt vor allem durch das Ensemble und die Charaktere. Bei der Adaption haben die Amis manchmal etwas zu sehr auf Gewalt und Effekt gesetzt und versuchen Längen durch mehr Action zu kompensieren…, was manchmal auch ein bisschen zu viel des Guten ist..Allerdings haben sie auch das psychologische Kammerspiel ausgebaut und den Figuren mehr eigene Geschichte gegeben…So hält sich Verbesserung und Verschlimmerung der Serie die Waage…( Das dänische Original sollte man auch im Vergleich sehen)
Die Ermittlungen im Mordfall Rosie Larsen umspannen 26 Folgen. Das junge Mädchen wird im Kofferraum eines Wagens gefunden, der zum Wahlkampfteam des Bürgermeister-Kandidaten Darren Richmond gehört, der gegen den korrupten Bürgermeisteramtsinhaber antritt. Der Tod des Teenagers wirkt sich somit auf die gesamte Stadt aus und wird ein Politikum. Allerdings geht es in der Serie nicht nur um die große politische Bühne ..Ganz im Gegenteil ist der Fokus viel eher auch eine Seelenschau und zeigt, wie ein Mordfall ganz viele Menschen direkt oder indirekt aus der Bahn werfen kann und beeinflusst, indem er sie zu Trauernden, Verdächtigten, Mitschuldigen, Tätern oder Opfern macht. Figuren werden von ihrer Vergangenheit plötzlich wieder eingeholt, die für sie längst überwunden schien und drohen erneut daran zu zerbrechen…

Downton Abbey

Downton Abbey

Downton Abbey würde ich als einen interessanten britischen Allround-Mix ansehen. Nicht besonders anspruchsvoll, viel Herz-Schmerz, aber dann doch hier und da wieder ein gesellschafstpolitischer Anklang. Einerseits ein großes Jane-Austen Kostümdrama, dann auch irgendwie ein mitreißendes Familienepos. Gleichzeitig bekommt man als Zuschauer dann auch noch ein (angebliches) Sittenbild des ausklingenden Edwardianischen Zeitalters mitgeliefert…(Ach! Nein! So viel Anstand und würdevolles Verhalten..Ich wäre fast jetzt gerne eine Magd…Keusch und rein…) Bei so vielen sublimierten Trieben würde Freud sicherlich unter der Oberfläche des Anstands doch einiges mehr interpretieren können,was mir als Laien doch wiederum hier komplett zu entgehen droht..Aber worum geht es denn jetzt eigentlich ??? Da ich ja Geschichten des Untergangs liebe…: Auch das hier ist eine Geschichte des Niedergangs…Der idyllische herrschaftliche Aristokratenlandsitz Downton Abbey gerät in Gefahr als der designierte Erbe des Familienbesitzes beim Untergang der Titanic auf tragische Weise ums Leben kommt. Da laut Erbfolgevertrag nur ein männliches Familienmitglied rechtmäßigen Anspruch auf das prachtvolle Anwesen hat, bringt dieser Umstand den residierenden Hausherrn, seine amerikanische Gemahlin und die drei reizenden aber leider (sehr weiblichen )Töchter in eine missliche Lage, denn nun muss ein männlicher Erbe gefunden werden. Der entfernte Cousin Matthew, Anwalt aus Manchester und ohne jegliches Interesse und Standes-dünken ist erst einmal nicht so der Favorit der Familie, aber mit seinem unerschöpflich blonden Haaren und dem jungenhaften Bubigesicht ist es doch klar wohin sich die Geschichte weiterentwickeln wird….
Handlungstechnisch konzentriert sich „Downton Abbey“ vorwiegend auf allemögliche zwischenmenschliche Dramen, welche manchmal durch ein gesellschaftspolitisch motiviertes Nebengeschehen ausgeschmückt werden. Liebe, Intrigen, Macht und Verrat haben etwas von Seifenoper…,aber so britisch schön und kitschig irgendwie…

GAME OF THRONES

Game of Thrones

….Ist quasi die Antithese zu Downton Abbey…Hier wird nicht nur ganz nach amerikanischer Art blutrünstig getötet und alles abgeschlachtet, was so im Weg steht…Hier wird sogar auch offen gefickt…Der Adel ist nackt, intrigant, hinterlistig, wollüstig und immer auf Macht und Status versessen…, wenn man nicht gerade hemmungslos miteinander Sex und Inzest betreibt.Es geht um Machtgewinn,Herrschaftserhalt…Dem Spiel um die Krone und politischen Einfluß… „Game of Thrones“ baut seine Kulissen in einer Art mittelalterlich anmutende Fantasys-Welt auf. Der Kontinent Westeros wird von König Robert regiert, einem Mätressen und Alkohol gleichermaßen zugeneigten Herrscher. Das Herrschen und seine unglückliche Ehe haben Robert mittlerweile gebrochen. Die intrigante Gattin und ihre eigene begüterte Familie haben schon lange die Herrschaft hinter den Kulissen übernommen. Robert ist nur noch eine Art despotischer Witzfigur und sein Versuch in der ersten Staffel die eigene Herrschaft zu sichern, scheitert schnell kläglich… Westeros besteht bedauerlicherweise auch noch aus sieben Königreichen und die sind nur schwer bis gar nicht unter eine Krone zu bringen..Im Norden hat man dann noch ein nettes Fantasyelemnt, in Form von einem gigantischen Eiswall, der die zivilisierte Welt von den Wildlings und White Walkern schützt. (Gruselige Gestalten…, deren Funktion mir auch nicht so klar ist…) Die eigentliche Handlung der Serie beginnt aber in Winterfell, dem Sitz des Adelsgeschlechts der Starks, die im Norden des Reiches residieren. Lord Eddard ‘Ned’ Stark ist der beste Freund des Königs Robert und wird von diesem gebeten, mit ihm in die Hauptstadt nach King’s Landing zu folgen, um den Posten der Hand des Königs zu übernehmen, also als erste Berater zu fungieren…Tja, und auch wenn es sich nicht so anhört: Irgendwie ist die Serie doch mehr als die Summe ihrer Teile und hat zuweilen einfach auch ein bißchen Witz und Tiefgang…