Meister der Diagnostik Teil II -Psychogene Lähmung…

Es ist ca. 15.30 Uhr und eine (mir unbekannte) Ärztin tritt ins Zimmer…De facto ist sie uns allen Dreien unbekannt und keiner fühlt sich angesprochen…
Ich sehe es also gar nicht ein mich aus meiner Fledermausartigen-Position heraus zu begeben und hänge mal wieder mit meinem Kopf aus meinem Bett halb nach unten…

Ärztin: „Ist das so bequem…“
Ich: „Sehr…“
Ärztin: „Ich will zu Frau XY…“
Ich: „Zeige auf meine Fensterbettnachbarin…“
Ärztin sieht sich nochmals verwundert nach mir um…Ich war ja gerade dabei in dieser Position ein Buch zu lesen oder zu mindestens versuchte ich es…Denn in einer Klinik kann man nicht lesen…
Bettnachbarin: „Das ist normal bei ihr…Die hat immer die seltsamsten Positionen…Aber was wollen Sie eigentlich von mir..Wo ist denn Ärztin Z ?“
Ärztin: „Ja , die ist in Urlaub diese und nächste Woche… (Hat vermutlich die Konfrontation mit dem Oberarzt nicht überlebt)…Ich bin jetzt ihre behandelte Ärztin…Wie geht es Ihnen denn???“
Meiner Bettnachbarin war die Begeisterung ins Gesicht geschrieben…Sie mochte ihre Ärztin…
B: „Eigentlich ganz gut…Das Cortison scheint zu helfen und ich kann ja schon fast wieder laufen…Ich bin ja so froh, dass ich keine dieser Krankheiten habe, von denen hier so viel hier erzählt wird…M R oder so…“(Also MS= Multiple Sklerose)
Der Ärztin konnte man jetzt beim schwer durchatmen zu sehen….
Ä: „Was hat denn ihre Ärztin mit Ihnen besprochen???“
B: „Das ich irgend so eine Entzündung habe…Aber das ist ja auch bei mir noch Kopfsache…Also das kommt ein bißchen auch von hier…“ (Tippt sich gegen die Stirn.)
Ä: „Na ja, wir haben schon im MRT deutliche Entzündungsherde gefunden. Das könnte sich also durchaus um eine Entzündung im Z.N.S handeln… (Woher soll Patient die Abkürzung Zentrales Nervensystem verstehen und dies wiederum mit MS in Verbindung bringen???)
B: Ja, ja…
Ä: „Aber gut, dass Sie so schnell auf das Cortison angesprochen haben. Das hätte man bei den Bildern gar nicht vermutet…Wir sehen dann in ein paar Tagen weiter was die Lumbalpunktion ergeben hat“

Die Meister der Diagnostik hatten ja ursprünglich den Querschnitt meiner Fensterbettnachbarin links für rein psychosomatisch gehalten…Meine Bettnachbarin hatte ja auch ganz normale Reflexe und keine Pyramidenbahnzeichen…Außerdem gab Sie an gar keine Schmerzen zu haben..Daher ließen sich die Herren und Damen in weiß erst einmal 3 Tage Zeit und machten gar nichts und fingen ab Tag 4 so langsam mit Zusatzdiagnostik an…NLG, SSEP u.co. Alles erst einmal normal und ohne Befund…Nach 7 Tagen legte man meiner Bettnachbarin nahe, sie soll mal nen Psychodoc besuchen…Der Chefarzt war schon dabei Sie zu entlassen..Schließlich fiel am 8 Tag das(?) MEP pathologisch aus und dann geriet der ganze Apparat schnell in Bewegung…Sie wurde noch am selben Tag ins MRT geschoben…und siehe da Entzündungsherde im Rückenmark…Sie wurde am gleichen Tag noch an Cortison angehängt…

Na ja, eigentlich macht man ja bei einem Querschnitt ERST ein Bild und guckt nach, ob da was Raumforderndes ist, aber man kann natürlich auch 8 Tage erst einmal warten und alles andere untersuchen…Es war ja letztendlich eh nix was man hätte schneiden können…Glück gehabt…

…Meister der Diagnostik Teil I

Auftritt I:

Oberarzt stürzt in unser gemütliches Dreibettzimmer…Er blickt düster drein, spricht kein Wort und geht schnellen Schrittes zum Bett meiner Fensternachbarin…Ohne Vorwarnung schlägt er die Decke weg und greift an ihren linken Fuß…
Bettnachbarin: „Was machen Sie denn da?“
Oberarzt antwortet nicht…
Ich: „Fußpulse tasten..“ ( Der Oberarzt sieht mich an wie einen Alien und stürzt wieder aus dem Zimmer)

Auftritt II: 10 Minuten später. Oberarzt nun im Schlepptau mit der behandelnden Ärztin meiner Bettnachbarin…Wieder treten die beiden ans Bett ohne mit der Patienten zu sprechen und bemächtigen sich ihrer Füsse…
Oberarzt: „Das ist garantiert kein Sneddon Syndrom. Ich kann da nichts feststellen, außer 2 ganz normal/fühlbare Fußpulse…Flecken am Knie sehe ich auch nicht…Bei dem einen Patienten machen WIR gar nichts und entlassen ihn ohne jegliche Unteruchung nach hause, was sich als verheerende Fehldiagnose entpuppt und diese Patienten soll gleich zwei höchst seltene Krankheitsbilder auf einmal haben?“
Assistenzärztin: „Der Chefarzt hat das aber auch gefühlt und der Doppler ist schon angesetzt…“
Oberarzt: „Wir müssen doch nicht jede Untersuchung mit DIESER Patientin durchführen…Die Frau hat doch schon genug am Hals …Wendet sich an meine Bettnachbarin…“Hatten Sie viele Fehlgeburten?“
B: „Ich war 2x schwanger und habe 2 gesunde Kinder.“ (Einen Säugling)
Oberarzt: „Sehen Sie..“
Assistenzärztin: „Ja, soll ich denn jetzt die Untersuchung wieder abestzen? Der Chefarzt…“
Oberarzt: „Das ist mir egal,was der Chefarzt gesagt hat…Das ist MEIN Fachgebiet und ich sage, dass die Frau diese Untersuchung NICHT braucht..“

Der Doppler wurde natürlich trotzdem gemacht und ergab dann aber auch -wie vom Oberarzt prophezeit- nichts…

Nächtliche Geister in einer Klinik…

Es ist 23:30h…Du hast gerade den 5 Tag nicht geschlafen…
Vor ca. 1,5 Stunden so eine tolle Schlag-Mich-Tot Gute Nacht Pille eingenommen, von der die Krankenschwester auch nicht genau wusste, was das nun genau jetzt war, aber egal: Du willst jetzt endlich Mal ins Nirvana geschickt werden…

ABER auf einmal wird es laut in deinem Zimmer…

Juchhu, nächtliche Halluzination oder mitternächtlicher Besuch…

Von weit weg dringen Stimmen in deinen ziemlich bewölkten Schädel..Drei schemenhafte Gestalten, die irgendwas miteinander bereden…, stehen vor deinem Bett…

Sich bewegende Objekte in weiß sind ja leicht zu erkennen…Geister oder Ärzte…In dem Fall ein Neurologe mit schickem osteuropäischen Akzent…Davon muss es ne ganze Import-Serie geben in diesen schlecht zahlenden Bad-Klinikas…
Eine Frau so um die 70 Jahre und ihr Sohn (schätzungsweise)—-Mein Gehirn erholte sich langsam und erfreute sich nun erneut totaler Wachheit und ich lauschte andächtig dem Gespräch…Die Dame hat also HWS (Halswirbelsäulen) Probleme ist vor 1,5 Jahren über drei Ebenen versteift worden und kann nun seit ca. 12 Stunden ihren gesamten rechten Arm nicht mehr bewegen…Da die Frau ziemlich ausführlich wird und alle Krankheitserlebnisse einbindet, die sie jemals hatte, beschloss ich mal das Zimmer zu verlassen…
Dooferweise stellte ich dabei fest, dass die Arme oberkörpertechnisch entkleidet war und ich versuchte einen Schritt schneller zu gehen und rammte dabei die Tür…
Der verständnisvolle Nachtdienst sah mir nur dabei zu , wie ich mal wieder die Station Richtung Treppe verließ…Dort suchte ich mir ein bequemes Sofa und konnte trotzdem nicht schlafen…Mir war kalt, enorm kalt und ich hatte nicht einmal ein Buch dabei…Ganze 30min hielt ich es dort aus…Dann dachte ich mir…Solange können die doch nicht dein schönes bequemes Zimmer belagern…???
Doch als ich mein Zimmer betrat, wer stand dort ,mitten in einem Streitgespräch…: 3 nun…menschlich wirkende Gestalten. Diesmal auch voll bekleidet…
Neurologe: „Wir können Ihnen anbieten am Montag ein MRT zu machen. Sie haben keine Gangstörung und nichts was ein sofortiges Notfall-MRT rechtfertigen würde. Außerdem machen wir das NIE an Wochenenden. Dazu haben wir gar nicht die Kapazitäten“ (Warum nennen die sich aber dann AKUT-Krankenhaus ? Fragte ich mich…)
Patientin: „Dann möchte ich aber nicht hier bleiben und erst am Montag wieder kommen.“ (Es war Samstag Nacht)
N: „Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass dann noch Betten frei sind.“

Ich gebe zu als Nicht-Neurologe kann ich kaum beurteilen, wie akut das ist..Aber kann man das ohne Bildgebung überhaupt einschätzen? Denn wenn jemand ziemlich plötzlich ne Parese bekommt, über drei Ebenen versteift ist, über 1 Jahr kaum Schmerzen hatte und keine Medikamente mehr genommen hat, dann würde ich schon mal raten ein Notfall MRT zu machen…Könnte ja ein Cage-Einbruch sein oder so…Vielleicht bin ich durch meine eigene Geschichte aber auch nur leicht traumatisiert…
Aber hätte man mich bei meiner letzten OP 12 Stunden später operiert, hätte ich jetzt garantiert keine Blasenfunktion mehr…Vielleicht sogar nen Querschnitt…

7 Gründe warum man mal Urlaub in einer (neurologischen) Klinik machen sollte…

1) Die Landschaft ist fantastisch…Unwahrscheinlich schön ist diese Plattenbau-Idylle direkt auf dem Berg…Fernab der Zivilisation kann man sich ohne Internet und Handyempfang ganz auf sich konzentrieren…Auch ne Kur von 6-8 Wochen ist möglich…

2) Der absolute Luxus…Ein Dreibettzimmer, das ganze 2 Tage nur von 2 Menschen belegt wurde…Dafür gab es nachts dann kostenlose Unterhaltung in Form von Notfallpatienten…, die aber nicht in dieser schönen Klinik bleiben wollten…

3) Das leckere vegetarische Kliniksessen ist ein definitiver kulinarischer Höhepunkt…Man freut sich bei jeder Mahlzeit wieder über die geniale Kochkunst der Großküche. Insbesondere Mittags genießt man sein Essen besonders. Schön ist auch, dass man es so Zeit versetzt bekommt. Vegetarier gibt es ja nicht allzu viele, daher muss man schon mit 15-30 min Verspätung rechnen..Aber für sowas TOLLES wartet man doch immer gerne…Wer möchte auch um 11:30 Uhr essen…??? Außerdem ist es doch auch spannender, wenn die Essenszeiten zwischen 11:20-13 Uhr und 17-18:30 Uhr variieren…Tabletten nimmt man ja auch möglichst zu verschiedenen Zeiten ein…

4)Nachts hat man das ganze Kliniksgebäude für sich und wenn man offene Türen findet, auch das Kliniksgelände…Man muss nur einen Weg am Nachtdienst vorbei finden…

5) Durch die Bildtafeln der Klinik kann man viel neues lernen…Insbesondere wie interessant es ist kurz vor dem Ableben eines Patienten noch mal in sein Gehirn zu schauen…But nevermind…It is so interesting to see someone dying…
Warum sollte man sonst auch Neurologe werden??? Beobachten bis zum Schluss…

6) Vertrauenserweckend: Auch wenn interessante neurologische Fälle oft bald tot sind, die Kliniksärzte sind nette/sympathische Menschen deren Portraits auch für jeden ersichtlich in einem schicken blauen Rahmen aufgehängt werden. Klar ist hier auch die Hierarchie: Der charmante Chefarzt..Der Oberarzt, der House nicht nur ähnlich sieht, sondern sich auch wie er verhält …und das Fußvolk…Ärzte, Assistenzärzte, Oberschwester…Das Untervolk: Die Physiotherapeuten müssen sich hingegen gleich einen Rahmen teilen…

7) Erwähnte ich schon die absolut schöne Landschaft????

Wer also einen tollen Urlaub möchte, der sollte einfach seinem Arzt mal was von komischen Dingen wie Gefühlsstörungen, Hörausfällen, Doppelbildern erzählen und sich noch ein schickes HINKEN zulegen..Denn auch als psychosomatischer Fall können dich Neurologen 9 Tage erst mal durchchecken und dann so richtig schön auf Drogen einstellen…Danach gibt es auch im eigenen Hause die passende Reha…Sowohl für die psychischen als auch die neurologischen Fälle…

Also 4-6 Wochen dort sind dir sicher… Verpasse nicht diese einmalige Gelegenheit von ganz kostenloser Faulheit..Besser als jeder Segelturn oder Kreuzfahrt: Urlaub in der Neurologie…

…Wer schenkt mir einen neuen Körper?

…Früher mochte ich meinen Körper…

Es war toll 3-4x die Woche Sport zu machen…Auch wenn ich eine absolute Koordinationsniete bin und 3x solange brauchte wie andere ne Bewegung zu kapieren, fand ich Kampfsport ne super Sache…Blaue Flecken inklusive….Bis an seine Grenzen zu gehen, zu schwitzen, was zu schaffen…Eine Herausforderung zu definieren,umzusetzen…

Was mir auch noch fehlt..: SEX ..Eigentlich eine der schönsten Sachen der Welt (mit dem richtigen Partner)… Im Moment würde ich vermutlich einfach nur vor Schmerzen sterben…und irgendwie ziehe ich daraus die Konsequenz: Ich date nicht. Ich flirte nicht…Ich bin ja eh momentan nur ein Frack…Was sollte Man(n) also mit mir in diesem Zustand anfangen?

Das Einzige was noch gut funktioniert ist mein Hirn (auch wenn Neurochirurgen das gerne bezweifeln)…

Zumindest solange ich mich nicht in einem TOTALEN Schmerzcrash befinde, fühle ich mich geistig noch recht fit und schnell….Wenn allerdings mich ne Schmwerzwelle überrollt, habe ich das Gefühl hinter ner Wolke zu sitzen und gar nix mehr mitzubekommen. Gestern war ich in einer 3 stündigen Ausschusssitzung und das Ganze wurde schon nach 35 Minuten extrem unangenehm…Nach 60min fand ich es schon Phasenweise unaushaltbar,denn ich konnte ja meine Position nicht ändern..Sitzen ist so mit Abstand das SCHLIMMSTE für mich…, aber eigentlich ist keine Position dauerhaft erträglich:

Wenn ich liege…denke ich…, dass mein Rücken an mehreren Stellen auseinanderbricht…
Auf der linken Seite kann ich nicht liegen..Auf der rechten Seite manchmal..Rücken ist auf längere Sicht ganz schlecht…und auch Bauch funktioniert nur mit Kissenunterfütterung…Atmen finde ich auch ätzend, das merke ich die ganze Wirbelsäule hoch und runter…

Wenn ich stehe oder laufe wird innerhalb von 1-2 Stunden oft ziemlich übel/ ich bekomme Kopfschmerzen/alles unterhalb meiner Hüfte fühlt sich auch nicht genial an—irgendwie taub…

Wenn ich in meinen Laptop länger als 2-3 Stunden starre oder unterhalb von nervenden Neonröhren stehe, verschwimmt mir alles vor den Augen und mir wird..Na, klar…übel…

Wenn ich versuche zu joggen…., kippt mir mein rechtes Bein weg und ich hinke 2 Stunden extrem…(Manchmal auch 2-5 Tage)

Wenn ich 8 Stunden arbeite, verschlafe ich den nächsten Tag komplett (Wenn ich nicht gerade ne Phase habe in der ich gar nicht schlafen kann und 5 Tage am Stück wach bin)

Treppensteigen finde ich eine Zumutung…Insbesondere momentan wo unser Treppenhaus renoviert wird und ich seit 10 Tagen(!) nur jede 2 Stufe nehmen kann…
Wozu habe ich eigentlich überhaupt so etwas BELÄSTIGENDES wie einen Körper…????

(Ob der Vermieter sich klar war, wie scheußlich dieser Farbton für Sehende ist???, Vermutlich wird die Baufirma gerade einer ihrer hässlichsten Restbestands-Farbtöne los…, weil mein Vermieter hochgradig sehbehindert ist und nicht protestieren kann…)

Entlassen mit psychogener Gehstörung und als uneinsichtiger Schmerzpatient…

Na ja, bin GOTT SEI DANK aus dieser wirklich furchtbaren Klinik entlassen…Eigentlich schon mehrere Tage, aber das Wochenende habe ich gearbeitet und ich mach auch viel Politikkram für die Kommunalwahlen…, daher hier das etwas verzögerte Update…

Die Klinik würde ich meinem ärgsten Feind nicht empfehlen, denn mal abgesehen von kein Internet und kein Geschäft in erreichbarer Nähe fand ich jetzt auch die medizinische Seite der Medaille nicht gerade grandios…und ich kam -wie immer- super zurecht mit meiner behandelten Ärztin..Also ich bin schwierig, aber warum bekomme ich immer so ultra bescheuerte Ärzte…(Ich seh ja den Vergleich in Krankenhäusern und ich finde: Ich hab immer GENAU die Person, die echt nicht passt) Die Frau war so der typische Cortison Doc: Nehmen sie ein Medikament und gehen Sie mir ansonsten nicht auf den Nerv…Schwierig da ich kein Medikamentnehmer bin und schon etwas komplizierter…

Die Eingangsuntersuchung und Befragung fand im Dreibettzimmer (vor den anderen Mitpatienten) statt und dauerte gefühlte 7 Minuten…Vorerkrankungen etc. wurden gar nicht gefragt…Gesprächsführung habe ich auch keine feststellen können…Jedenfalls meinte sie zunächst: Och, na ja…,da machen wir gar nichts an Untersuchungen, sondern sie wolle mich jetzt Mal mit ner vernünftigen Schmerzmedikation beglücken und mit Krankengymnastik sei ich dann in in 9 Tagen wieder fit (Das ist wohl die Pauschale, die sie für so nen Fall krankenkassentechnisch abrechnen können. Den Einstieg fand ich schon brilliant.)
I: „Ich möchte aber keine Medikamente nehmen…Ibuprofen etc. hilft gar nicht…und alles andere haut mich um.“
N: „Nach drei Bandscheiben OP’s ist ja klar, dass man mehr als Ibuprofen braucht. Wir arbeiten hier mit ganz anderen Mitteln…“
I: „Ja, probiert habe ich aber schon viel und ich werde ganz sicher Sirdalud, Amineurin, Tetrazepam, Tramal, Tillidin NICHT nehmen“
N: „Und was soll ich dann mit Ihnen machen?“
I: „Fragen Sie den überweisenden Arzt. Ich will garantiert nicht hier sein.“
N: „Also Sie finden das Ganze überflüssig..?“
I: „Na ja, schon, aber ich hätte gerne ein Kontroll MRT der LWS..“ (Ich hätte auch gerne ein bißchen Cortison an meine linke S1 Wurzel: PRT..Aber sowas kann ja nur ein Neurochirurg..Also warum bin ich hier…???)
N: „Wir werden sehen, ob man das untersuchen sollte.“
I: „Seufz“

Dann ließ sie mich durch den Raum wandern und war aufgrund meines leicht gestörten Gangbildes (neurologisch nichts Halbes und nichts Ganzes) verwundert…Zu dem Zeitpunkt vermutlich auch extrem durch meine tagelange Schlaflosigkeit und meinen üblichen Versuch mal zu joggen mit beeinflußt…Immer wenn ich jogge fällt bei mir rechts alles aus…Seit OP Nr. 1…)
Die Reflexe waren auch nur sub-optimal..ASR links nicht auslösbar, rechts schwach…PSR beidseits übersteigert oder eben extrem lebhaft…Alle sonstigen mittellebhaft…
Zu meinem extrem seltsamen Gangbild wusste Sie jetzt auch nix zu sagen….
N: „Haben Sie so starke Schmerzen, dass sie so laufen wie sie laufen.“
I: „Keine Ahnung..Denke nicht“
N: „Ich würde sie gerne mal schmerzfrei laufen sehen..“
I: „Wie??“
N: „Wir würden ihn ein Opiat spritzen?“
I: „Hmmh“
N: „Wollen Sie denn überhaupt herausfinden was mit Ihnen los ist?“
I: (Nicht durch einen Horrortripp..Ein MRT würde mir reichen) „Ich reagiere darauf immer so über…Aber okay…“

Mir wurde also etwas gespritzt und alles um mich herum hat sich angefangen zu drehen..Ich fühlte mich wie auf hoher See..Mir war übel…Es wurde heiß und kalt in meinem Körper…Ich schloss die Augen und immer noch drehte sich alles…
30 Minuten später kam der Oberarzt hinzu und wusste wohl auch nicht so genau was er davon halten sollte.. (Psychisch/physisch oder beides).Ich war durch das Medikament ja noch mehr am schwanken, fiel von links nach rechts und umgekehrt..(Normalerweise habe ich nur rechts ein leichtes hinken)..Dann testete er auch nochmal meine Reflexe..Ich zuckte dabei mehrfach zusammen..bzw. hatte irgendwie echt Panik vor dem Hammer…(Opiatnebenwirkung) und er wies mich an, doch mal nicht mitzumachen…Ich denke , er kam zu dem schluss: Sehr lebhaft und nicht übersteigert evtl. nur psychisch,aber nicht eindeutig… Jedenfalls bewilligte er das MRT am nächsten Tag und ich war schon mal ganz froh…Wobei die Wirkung des Medis sich noch verstärkte..Ich lag wie unter einer Glasglocke in meinem Bett und nahm die ganzen Besucher meiner Bettnachbarin nur schemenhaft war…Wie so Figuren aus einem Albtraum…Ich hätte gerne meinen Kopf gegen eine Wand gehauen, aber fand keine..(Mein Bett stand in der Mitte)…Außerdem war ich wahnsinnig sauer und mir war schlecht…Unter so nem Medi wäre ich nach drei Tagen ein echter Fall für die Psychiatrie…Ich kenne sowas echt sonst gar nicht…

Der Mann meiner Bettnachbarin (links) hielt mich jedenfalls für retardiert…Der Zustand hielt so bis 22 Uhr an und dann war ich enorm wach…Wirklich geschlafen hatte ich aber während dieser Zeit eh nicht…Also habe ich mal wieder Bekanntschaft mit dem Nachtdienst der Klinik gemacht und bin Flure und Gänge auf und abgewandert…

Direkt gebracht hat mir der Aufenthalt nichts…Sie haben ein MRT der LWS gemacht und ein NLG/EMG des linken Beins. Auf dem MRT haben sie festgestellt, dass ich eben mal wieder extrem viel Narbengewebe (Peridurale Fibrose) gebildet hat (wie immer) und das drückt vor allem auf S1 links, aber auch L5 beidseits ist betroffen…(Hoffe, es ist nicht bei S1 doch ne Synovialzyste, die hat nämlich das letzte Mal auch keiner im Bild erkannt…Aber gehen wir mal vom Positiven aus…) Bin ja schon mal froh, dass ich nicht schon wieder einen Vorfall habe…und man auch kein Liquorleck/keine Liquorfistel sieht…Überzeugt, dass das für meine massiven Schmerzen zuständig ist,bin ich allerdings nicht…

Ich habe immer noch Kopfschmerzen und meine Wirbelsäule fühlt sich auch nicht wirklich gut an…Meine Gangstörung ist fast weg..Außer dezentes Hinken rechts…Wobei wenn ich jogge oder Treppen hochsteige, kann ich jederzeit für 1-2 Stunden massives hin und her schwanken provozieren…Fühlt sich irgendwie wie ein halber Querschnitt an…, aber hmmh…, da ich ja nix in der LWS habe…(?)
Bin momentan unbegeistert wieder nem Arzt gegenüber zu treten…Vor allem meinem Hausarzt (ein sehr netter Mensch) habe ich nicht schon wieder Bock von dieser Kliniksgeschichte zu erzählen, der fände glaube ich seit nem Jahr es mal ganz toll, wenn jemand ne Lumbalpunktion machen würde…
Ich persönlich will eher ein MRT der BWS…Auch wenn ich nicht glaube, dass ich was dort habe…, aber ganz unmöglich ist es auch nicht…Rückenschmerzen in der LWS habe ich auch erst seit der OP…Vorher hatte ich nur Ausstrahlungen ins Bein und wusste gar nicht diese dem Segment S1 zu zuordnen…Da konnte man dagegen drücken wie man wollte…

Na ja, mal sehen…

In der neurologischen „Akutklinik“

Diese Klinik ist herrlich gelegen. Auf einem großen Hügel, jenseits von HDSPA und UMTS..Eigentlich funktionieren hier oben nur D2 und E-Plus…Internetanschluss per 56k(!!!!) Modem gibt es nur für die Reha-Patienten und nicht für die armen Menschen der Akutklinik…Aber bei dem Geschwindigkeitsrekord sind selbst die Leute in der Reha bedient…Hier ist es noch schöner als in dem anderen Ort mit Bad im Namen, denn selbst die „Stadt“ ist ca. 2,5km einen steilen Abhang entfernt..SUPER für Neurologie Patienten und Rollifahrer…
Aber bei Akutfällen kann man das ja verstehen:
Rezeptionistin: „Sie sollen sich ja erholen und nicht arbeiten.“
Ich: „Ich will doch gar nicht arbeiten, sondern nur bloggen.“
R sah mich verständnislos an und verwies mich an einen extrem langsamen Computer, der 3 Euro die Stunde kostet und in denen man keinen USB -Stick stecken kann. (Echt günstig und kostenintensiv, wenn man was posten will)…

Daher werde ich die Seite wohl jetzt wieder für die nächsten schätzungsweise 5-6 Tage unregelmäßig bzw. gar nicht updaten, sammle aber ein paar spannende Geschichten aus der Welt der Neurologie..
Länger als 9 Tage werden die mich nicht hier behalten..(BUDGET erschöpft..Wobei Neurologie ist ja „Open End“.. wie die Krankenschwester bei der Aufnahme sagte…Aber dann müsse man schon was finden..Bei mir wird das nicht der Fall sein..Ich bleibe neurochirurgisch..habe ich mir fest vorgenommen..So eine Entzündung des ZNS wäre mir doch ein bißchen viel des Guten)
Ich hoffe ja, dass ich Mitte nächster Woche draußen bin und ein update geben kann. In den letzten 4 Tagen lag ich hier nur herum…Am Freitag waren die elektrophsyiologischen Messungen des linken Beins okay…Na ja, ich falle eh über mein rechtes…Aber vielleicht ergab ja das MRT der LWS irgendwas..Hoffe, ich.—Akut kann es jedenfalls nicht sein, ansonsten hätte man mir wohl schon am Freitag was mitgeteilt…Das Wochenende ist hier mehr als TÖDLICH)…

Ich will hier RAUS…

…Dejá Vu: Mal wieder in einer Ausschlussdiagnostik…psychogene Lähmung Nr III

Nun ja, als neurochirurgischer Sonderfall kam ich dann doch tatsächlich in den Genuß eines ellenlangen Gesprächs mit dem Chefarzt…(Ob man das braucht ist die Frage)
Für einen Neurochirurgen ist er ja ein 100% freundlicher Mensch, wobei ich bei ihm schon im Muster schwieriger, psychopathologischer Patient gesteckt wurde, dieser Kategorie wieder zu entfliehen ist beinahe unmöglich…Der Chefarzt schwankte in dem Gespräch zwischen extremer Offenheit, Patiententests und echt völlig bescheuerten Klischees…

Begrüßung: „Das sieht ja nicht gut aus. Setzen Sie sich erst einmal, wenn Sie können…“ (Wie gesagt mein Gangbild ist komisch…Ich habe null Ahnung WARUM ich so laufe wie ich laufe…)
Ich schwankte so auf den Stuhl, saß dann da und wünschte mich auf einen anderen Planeten… Ich HASSE es nun einmal krank zu sein und über „Symptome“ zu reden erst Recht…Während andere Patienten darin aufgehen, verläuft das bei mir schleppend…Wobei ich ständig darüber nachdenke WIE ich Dinge NICHT formulieren sollte und was ich unbedingt nicht sagen sollte und das trägt dann zu einem sehr zögernden Redeverlauf bei…(Sag nicht, dass ist mein S1 Dermatom oder ich vermute folgendes)“ (Normalerweise bin ich ne Quasselstrippe, aber nicht vor Ärzten bzw. Neurochirurgen)
Neurochirurgen sind nun mal Geschwindigkeit gewöhnt und das führte zu der Frage Nr. 1. ,ob ich unter so starken Medikamenten stehe, dass ich nicht mehr in einer normalen Geschwindigkeit sprechen kann oder ob ich evtl. einfach eine Hemmung habe mit ihm zu reden…“
Ich: „Ich spreche einfach nicht gerne über Krankheiten.“
C: „Aber wir kennen uns jetzt doch schon solange.“ In meinem pathologischen Hirn fragte ich mich, ob er das nun wirklich ernst meint, denn ich habe ihn nur 2 kurze Momente…1x direkt nach der Op und einmal 3 min bei der Visite gesehen…Vielleicht kennt er mich durch Stories des Personals, des Oberarztes und Stationsarztes…, aber wir kennen uns definitiv noch nicht…Den Einzigen , den ich mehr oder minder kennen gelernt habe, ist denn echt launisch-überarbeiteten Oberarzt.
Wobei — wenn man einen Patienten in der Neurochirurgie im Abstand von 2 Monatsabständen zu sehen bekommt, mit so vielen ‚tollen‘ unterschiedlichen Operationsgründen ist das ja evtl. ‚kennen‘
Na ja, er ließ mich daraufhin mal ein paar Schritte hin und her laufen und guckte mich ziemlich skeptisch an…(Wie jeder der mich laufen sieht…)
C:“Ich sage Ihnen das ganz offen, dass sieht aus wie eine psychogene Lähmung“
Ich wusste ja nicht genau was ich dazu sagen sollte, denn ohne elektrophysiologische Zusatzuntersuchungen/Bildgebung haben bei mir alle schon immer gesagt: Sie simulieren…Von daher dachte ich: Okay…Er drückte mir noch gegen die LWS fand diese (wie alle Ärzte) nicht verspannt… (Das war selbst vor der letzten OP so…Der Oberarzt hat ja nur ein MRT gemacht, weil mein Hausarzt ihn mit der ‚Cauda Symptomatik‘ fast dazu zwang…)
Da Neurochirurgen trotz psychologischer Komorbidität aber lieber eine rationale Ursache suchen, fand er doch noch etwas pathologisches..
Er testete meine Reflexe und befand diese in den Beinen als gesteigert….(Also er hat nur den PSR getestet)

Ich persönlich traue Neurochirurgen in dieser Hinsicht irgendwie wenig zu und denke nicht, dass ich ne Spastik habe, denn meine ASR sind kaum auslösbar, aber die hat er wiederum nicht getestet. Ich habe ihn trotzdem nach dieser Bemerkung gefragt, ob er denn meint, dass ich meine Reflexe beeinflußen könnte und er erwiderte: „Natürlich nicht…Da ist schon irgendwie etwas spastisches mit dabei.“
Aha, sehr interessant…Ich konnte schon die Linie erkennen auf die es heraus läuft: Neurologie…Gehirn…Evtl. interessanter Fall…
Neurochrirurg: „Das sollte man doch mal neurologisch abklären…Wir arbeiten ja mit xy zusammen“
Ich: „Glauben Sie mir…Ich hab nix…Es ist bei mir immer DOCH die LWS…Machen Sie doch mal ein MRT“ (Sowohl ein nettes komfortables MRT als auch eine Neurologie ist IN dieser Klinik vorhanden, aber na ja, schätzungsweise Kostengründen und/oder einer echten Besorgnis heruas, dass ich doch noch etwas anderes haben könnte, z.B. nen Schaden am Kleinhirn, ließ ihn von seiner grandiosen Idee nicht abkommen, mich mal in eine neurologische Fachklinik zu überweisen….
Neurochirurg: „Sie könnten ja auch irgendetwas entzündliches haben.“
Ich: „Ohne Fieber und mit niedrigem CRP Wert….???“
Neurochirurg: „Vielleicht haben sie eine gute eigene Abwehr??“
Ich: „Könnte man nicht einfach mal ein Kontrolll MRT der LWS machen?“
Neurochirurg: „Das können DIE dort machen ..Wissen Sie : Die (Neurologen) diagnostizieren und wir therapieren. Wenn Sie etwas haben, dann schicken die sie wieder zu uns…(Was ein Umweg)
Ich: „???? Vielleicht habe ich ja doch eine psychogene Lähmung…Ist doch dann komplett egal, ob sie mich in eine Neurologie schicken oder nicht(Mann, ich will doch nur ein Kontroll-MRT der LWS…)
Neurochirurg: „Das kann man erst nach Diagnostik wissen. Eine psychogene Lähmung werden Die ihnen schon AUSTREIBEN. Interessiert Sie die Gangstörung denn nicht?“
Ich: „Mir ist es mittlerweile beinahe egal..Nur hätte ich gerne weniger Schmerzen.“ (Neurochirurg sieht auf meine Handgelenk und erkennt Narben…)
Neurochirurg: „Haben sie eine Katze??“
Ich: „Nun, sie wissen doch genau worauf sie da sehen. (Echt…Keiner kann mir weiß machen, dass ÄRZTE es nicht checken, wenn jemand sich „geritzt hat“) Da war ich 15 ist ein halbes Jahrhundert her…“(UND JA, ich bereue es , denn es ist nervend und stigmatisierend.)
Neurchirurg: „Wie haben Sie das denn weg bekommen..Waren sie in stationärer oder ambulanter Therapie…??“
Ich „Ambulant.“ (Ich habe nur 4 Wochen in meinem Leben geritzt…LOL…)
Neurochirurg: „Das ist ja schon eine Leistung. Viele bekommen das nicht weg…Hat man Ihnen mal eine Borderline Störung attestiert?“
Ich: „Ich hab damals keine Diagnose bekommen.“
Neurochirurg: „Das können Sie mir doch nicht erzählen…“
Ich: „Nee, wirklich nicht.“ (Lieber Guter HERR, hätte ich eine Borderline Störung, dann hätte ich wohl in diesem Moment eine Brattpfanne nach ihnen geworfen…Da ich eher der Typ schizoide Persönlichkeitsstörung bin, nahm ich die ganze Sache in meiner eigenen gewohnten Exzentrik und dachte nur: Mann wie ist der inkompetent. Psychologen stellen die Diagnose gerade bei Jugendlichen nur mit äußerster Vorsicht.)
Neurochirurg: „Haben Sie mal Medikamente genommen?“
Ich: „Nein..“ (Außer in der Zeit, wo ich geritzt habe, da habe ich Melleril mit Alkohol kombiniert und ja in der Zeit war ich def. nicht ICH SELBST..)
Nurochirurg: „Wissen Sie meine Frau ist Neurologin, da bekommt man schon so einiges mit wofür andere nicht so senibel für sind. Insgesamt habe ich natürlich was die Psyche angeht, keine Ahnung“
(Herzlichen Glückwunsch…Die Ehe zwischen denen will ich mir ja nicht vorstellen müssen…Diagnostiker vs. Macher…)
Neurochirurg: „Soll ich für Sie denn Termin in der Neurologie ausmachen oder wollen Sie ihn selbst telefonisch vereinbaren?“
Ich gucke ihn ziemlich ENTNERVT an…
Neurochirurg: Wissen Sie: Ich will doch nur, das es IHNEN gut geht….Außerdem ist daus auch WISSENSCHAFTLICH interessant. (aha…Relativiert der zweite Halbsatz nicht schon wieder den ersten. Sozialkompetenz und Neurochirurg sind irgendwie ein Widerspruch in sich….)
Ich: „Sie können den gerne für mich ausmachen?“
Neurochirurg ruft dort an und redet mit dem Chefarzt der anderen Klinik: Sie unterhalten sich offenbar über einen anderen Fall und über Verdachtsdiagnosen…: Und am Ende war es doch ein einfacher Bandscheibenvorfall..(Lachen)…Guckt zu mir: „Können Sie morgen früh?“
Ich (entsetzt): „Okay“
Neurochirurg: „Wissen Sie wieviel Zeit ich mir gerade für sie genommen habe.Normalerweise kommen und gehen hier Leute im 5 Minuten Takt….“
(Die Uhr ablesen kann ich noch..Es waren genaue , erstaunliche 45min vergangen..Zugegeben ich habe noch nie mit einem Neurochirurgen länger als 3-5min geredet…Wobei man sich das nach dem Ergebnis auch hätte sparen können)

Movie Tipp 2: Schildkröten können fliegen

Schildkröten können fliegen ist eigentlich ein Film den man partout als Zuschauer nicht sehen will, denn er zeigt sehr realitätsnah das Schicksal verwaister Kinder in einem Flüchtlingslager im irakisch-kurdischen Kriegsgebiet an der Grenze zur Türkei.

Mit dieser Verortung und Perspektive hat der Film vor allem den Vorteil, dass politisch keine ‚radikale‘ Stellungnahme bezogen werden muss.- Die Handlung spielt zwar unmittelbar vor dem Einmarsch der Amerikaner in den Irak in 2003, aber in der kurdischen -vom Krieg gebeutelten-Region ist der Hass auf Saddam Hussein größer als auf die Amerikaner.

Dennoch ist der Film nicht gänzlich unpolitisch: Er zeigt die schwierige Lage des kurdischen Volks, das kein eigenes Land hat, eine unterdrückte Minderheit (nicht nur im Irak)darstellt. Es wird deutlich wie der über Generationen anhaltende Krieg, die Heimatlosigkeit eine Gesellschaft traumatisiert hat. …Im Prinzip ist es egal wer herrscht: Die Verletzungen sind zu tief, um sich von ihnen erholen zu können.  Zwar wird der ganze Film aus der Perspektive von Kindern erzählt, aber es wird deutlich das diese überwiegend nicht mehr kindlich denken und handeln, sondern eigentlich wie kleine Erwachsene reagieren müssen.

Als Schauspieler hat der Regisseur Laiendarsteller aus der Region „engagiert“….Das heißt man sieht in diesem Film unzensiert Kinder mit echten Kriegsverletzungen und Behinderungen, die selbst die Kriegseinsätze durchleben mussten. .

Dies verleiht dem Film folglich eine ganz andere Authentizität, denn die Kinder spielen ihre Rollen nicht…Sie haben das was sie darstellen -in Anteilen- wirklich erlebt und überlebt und man sieht ihnen das Trauma, die Kriegsqualen an.

Daher macht der Film, wenn man sich auf ihn einlässt, betroffener als das typische Hollywood Kino,wo über bezahlte Child Starlets zu Tränen gezwungen werden.

Der Film ist dennoch kein Betroffenheitskino und unsentimental: Er zeigt den Alltag der Kinder, ihren täglichen Kampf ums Überleben, aber hat durchaus dabei auch Witz und Galgenhumor, denn der „Ausnahmezustand“ ist hier eben das Normale und wie man in diesem Chaos überleben kann, wird anhand der Geschichte der Kinder erzählt.

Der Hauptprotagonist ist Soran, mit Spitznamen genannt Satellite, weil er in der Lage ist Satellitenanlagen zu montieren und somit Nachrichten aus dem Westen in das kleine Dorf zu transportieren. Aber weder die Dorfbewohner noch Satellite selbst, können die Nachrichten wirklich verstehen. Und es mutet auch nur zu komisch an, wie CNN und BBC mit Werbeunterbrechungen in diese Welt aus Kargheit und Armut dringen.
Soran ist der Anführer der Kinder. Er schickt die anderen Waisen in die Felder, um Landminen zu entschärfen und einzusammeln. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt damit, diese an Waffenhändler zu verkaufen . Soran ist so etwas wie der Lebensquell im Lager: er steht nie still, agiert, scheint vom Schmerz nicht eingeholt zu werden und übt seine Rolle weitestgehend ohne Machtmißbrauch aus.
Sein Leben wird aber gehörig aus der Bahn gerissen, als er sich in ein junges Flüchtlingsmädchen verliebt, was zusammen mit ihrem ‚hellsichtigen‘ Bruder und einem Kleinkind ins Flüchtlingslager gekommen ist.
Soran versucht sie mit einigen Gesten, Geschenken und Heldentaten zu begeistern, versteht aber das Trauma und die Verzweiflung des Mädchens nicht, da er Agrins Geschichte nicht kennt.

Z.B. versucht er für den zweijährigen eine Schutzmaske zu besorgen, den er für den kleinen Bruder von Agrin hält. Auch dies ist eine politische Anspielung:

Diese Szene zeigt, wie tief die Angst in der Bevölkerung sitzt, dass chemische Waffen gegen Sie eingesetzt werden könnten und ist sicherlich eine Anspielung auf den Giftgasangriff , der sich 1988 in Halabdscha, einer hauptsächlich von Kurden bewohnten irakischen Stadt, durch irakisches Militär vollzog. Dies war ein gezielter Vergeltungsakt gegen die kurdische Zivilbevölkerung, die dafür bestraft werden sollte, dass sie das Eindringen iranischer Kräfte im ersten Golfkrieg (Irak-Iran) nicht aktiv verhindert hätten. Bei dem Angriff fanden nach Schätzungen bis zu 5.000 Menschen einen qualvollen Tod. Die meisten von ihnen waren Kinder, Frauen und alte Männer. Zwischen 7.000 und 10.000 Menschen wurden bei dem Massaker so schwer verletzt, dass sie später starben oder dauerhafte Gesundheitsschäden wie Nervenlähmungen, Hautkrankheiten, Tumorbildungen, Lungenschäden sowie Fehlgeburten erlitten.(In der irakischen Propaganda wurde aber zunächst der Iran für dieses Massaker verantwortlich gemacht und die USA , zu diesem Zeitpunkt noch mit Saddam Hussein verbündet, unterstützte diese Sichtweise)

Allerdings ist es nicht zentral, ob man diese Anspielungen versteht oder nicht. Sie zeigen nur, dass der Film zwar nicht die Ebene der großen Politik offen thematisiert, aber das er auch keineswegs ‚unpolitisch‘ ist oder neutral. Die zahlreichen Facetten der Unterdrückung der kurdischen Bevölkerung werden aufzeigt, jedoch ohne einen Hauptschuldigen zu benennen. Die USA bekommen indirekt genauso ihr Fett weg wie Saddam Husseins Dikatur

Trotz zeitweiliger schwarzhumoriger Elemente ist es letztlich schwer aus dem Ende des Films Hoffnung zu schöpfen. Der Film will nicht beschönigen und verklärt nicht. Er zeigt die Konfrontation von Todessehnsucht mit Überlebenswillen und wie am Ende eine menschliche Seele das große Schicksal nicht mehr tragen kann und völlig daran zerbricht. Es sind grausame Szenen, die man sich überlegen sollte, ob man sie sich zumuten möchte.
Allerdings ist Wegschauen und sagen: ist ja nicht meine Lebensrealität vielleicht auch nicht das richtige Mittel der Wahl…Der Film ist zornig, er legt den Finger in die Wunde und sagt: Seht wie Menschenrechtsverletzung, Terror aussehen..Er ist adressiert an einen wohlgefälligen Westen, der sich gerne mit der Attitüde verkauft für Humanität in den Krieg zu gehen, ohne sich einzugestehen, welche Schlachtfelder er dabei anrichtet.

Feiertags im Museum…

An Feiertagen könnte man eigentlich das Museum dicht machen, denn ganz im Ernst außer vereinzelter japanischer, süd-koreanischer Touristengruppen kommt so gut wie keiner…
Na ja, evtl. noch der ein oder andere ‚Bildungsbürger‘, aber das war es dann auch schon…
Dafür sind die wenigen deutschen Gäste, die kommen, dann meist umso schwieriger..Ältere Damen mit Handtaschen, in denen sie ‚ihr ganzes Leben‘ verstaut haben..
Daher ist es Ihnen auch unmöglich ihre Tasche an der Garderobe abzugeben, wie jeder Normal-Sterbliche es tun würde…Und egal wie monströs das Ding ist: „Och, die ist doch ganz klein“…(und wiegt nur 20 Zentner)…

Ich habe ja am Feiertag mal wieder als „Springer“ gearbeitet: also zwischen Kasse/Garderobe und dem Haus (Aufsicht + Führung)…Bei viel Besuch ist das anstrengend, weil man eigentlich nur hin und her rennt und zwischendurch auch mal telefonisch nach vorne abkommandiert wird und in dem Moment sollte man schnell sein,denn wenn 3 Touristengruppen an der Kasse stehen und 7 Omas gerne Krawatten, Federhalter oder Bücher kaufen wollen, wäre es schändlich seine Kollegen da vorne verrotten zulassen..(Ja, ich bin trotz meiner schicken Gehbehinderung immer noch einigermaßen schnell…)

An Feiertagen kann es allerdings auch mal ganz gemütlich zu gehen, so gemütlich, dass man auf einer Etage vor Langeweile einschläft, illegal liest ,sich mit seinem Kollegen unterhält oder zu dritt an der Kasse steht. Je länger man an dem Tag allein auf so einer Etage verbracht hat, desto abstruser ist das was man sich dann gegenseitig erzählt: Ermordung der Museumsführung (Ist Salzsäure der perfekte Mord….) Die letzten Sexerlebnisse (bei mir momentan zwar irgendwie nicht vorhanden, aber ich kann ja von ‚damals‘ erzählen…Im Moment turne ich ja lieber mit 80 Jährigen herum. )

Der letzte Feiertag war jedenfalls ein komischer Tag…:

Morgens war ich mal wieder sehr amüsiert, über die lange Ansprache des 1 Hauptamtlichen..Es wurde allgemein bemängelt, dass am Wochenende die ‚Aushilfen‘ immer den Tisch im Mitarbeiterraum und die Küche verwüsten und nicht aufräumen…Das soll nun abends vom ‚2 Hauptamtlichen‘ bei seinem Rundgang besser kontrolliert werden…Da ich weder den Tisch verwüste, noch hauptamtlich bin, interessierte mich das wenig…
Ich schlug ja eine Tischcheckliste vor, was mein Kollege mal wieder nicht als Witz verstand…Wir hatten nämlich mal eine „Blumen Checkliste“: Auf der war eingetragen:Blumen gegossen, Laub entfernt, nach Krankheiten untersucht…) Habe ich ein Botanik Studium hinter mir..?? Das die Dinger sterben, liegt vermutlich weniger an den ‚Gießkünsten‘ der Mitarbeiter, sondern eher daran, dass sie direkt über der Heizung stehen und gleichzeitig aber auch am eiskalten Fenster..also von unten haben die +40C und oben (durch die nicht vorhandene Isolierung)-10C…In diesem Haus gibt es fast zu allem eine Verordnung und Dienstvorschrift und sei es nur das hoch und herunterziehen der Rollos…

Für mich begann der Tag trotz dieser kurzen/banalen Schelte, dann sehr gemütlich…Wir standen zu dritt an der Kasse..Ich war zwar um 10:30h zu einer Führung eingeteilt, aber wer sollte schon an diesem Tag kommen??? Jedenfalls waren in den ganzen ersten 20 Minuten nur so ca. 5 Leute zugegen, von denen auch nur 3 wirklich ins Museum wollten…Mein Kollege hatte schon ausführlich mit zwei Japanerinnen geflirtet und seine super 1 Wort Kenntnisse an Ihnen demonstriert…Rechts, links, Taschen etc.. Das kann er so auf 10 Sprachen…Ich hingegen erkenne selbst optisch immer noch nicht den Unterschied zwischen Japanern, Koreanern und Chinesen, aber mein Kollege kann das prima auseinanderhalten…Er steht vor allen Dingen auf junge Japanerinnen…

Um 10:25 geschah aber dann das Wunder: 3 Schüler(!) betraten den Eingangsbereich…Na ja, die hatten sich sicherlich verirrt und wollten eigentlich zu MacDonalds oder irgendwie noch für den Großonkel ein Geschenk kaufen und das war der einzige Laden der offen hatte, aber Nein…Die drei fragten tatsächlich nach einer Führung…Ich war begeistert…“Ja,die Führung mache ich. Sie sind auch die ersten Gäste heute morgen.“ Das fanden die drei dann noch toller,weil eine eigene Führung hatten sie noch nie und ich soll mir ruhig Zeit lassen, denn sie fänden 1 Stunde Führung noch fast zu wenig…??????
Hatte man den ersten April irgendwie Monate vorverlegt??? Diese 3 entpuppten sich dann als Traum oder Albtraum jedes Führers, denn Sie fragten alle 3 Sekunden nach…, sprangen mal eben um 30 Jahre in der Historie nach vorne oder hinten, fanden alles interessant und notierten jede einzelne meiner gesagten Silben auf einem Block…
Man kann sich ja denken, wozu diese Inquisition diente: Sie mussten ein Referat halten und zwar gleich zu Schulbeginn…Da ist es natürlich eine schlaue Methode anstelle Bücher zu lesen, sich das Ganze in Vortragsform zu Gemüte zu führen und gleich von jemanden „Erfahrenen“ in die Gefilde eingewiesen zu werden…Ich gab Ihnen ja noch ein paar Lektürehinweise und sie mir 5 Euro und damit waren wir schon mehr als quitt. Dennoch erwiesen sich die drei noch anderweitig als nützlich…Denn als ich gerade runter gehen wollte, kam so ein tolles chinesisches Kamerateam…Die Frau schüttelte mir enthusiastisch die Hand und meinte ich solle doch mal für sie ein bißchen die Treppe auf und ablaufen, denn wie würde gerade Filmaufnahmen fürs chinesische Fernsehen machen…Und es seien ja gar keine Gäste da..Außerdem hätte ich das auch schon Mal gemacht…(Ich konnte mich so vage daran erinnern, dass ich vor 2-3 Jahren mal ne ganze Stunde rum posieren durfte und war nur wenig begeistert…Wenn ich etwas nicht bin, dann Ausstellungsstück oder Vorzeigepüppchen…Außerdem sehe ich nicht mal deutsch aus…außer vielleicht meine wasserleichenfarbene Haut..)
Ich sagte also scheinheilig: „Wie schon mal gemacht?“
Sie: „Es gibt da Film wo Sie Treppe auf und ab…“
Ich „Aha, Sorry, aber momentan kann ich keine Treppen auf und ab gehen…“ (Sie schaute ziemlich beleidigt drein)
Wie sollte ich ihr jetzt bitte schön -bei ihren kaum vorhandenen Deutsch und Englisch-Kenntnissen -erklären,dass ich aufgrund einer Fußheberschwäche momentan Treppen nur hoch oder runter schwanken und nicht laufen kann…Mal abgesehen davon, habe ich auch keine Lust im chinesischen Fernsehen zu erscheinen. Da traf es sich doch gut, dass meine Schülergruppe immer noch im grünen Zimmer stand und sich unterhielt…
Ich: „Warten Sie Mal einen Moment…Ich finde schon jemanden für sie…Wir haben doch drei Gäste.Ich frage die mal“
Ich ging also ein Zimmer weiter und warf mal lapidar in den Raum: „Hey wollt ihr ins chinesische Fernsehen…??“ Die drei guckten mich verständnislos an…
Ich: „So eine Frau macht Filmaufnahmen und sucht mindestens 1 Statisten der die Treppe hoch und runter läuft…Habt ihr Lust dazu???“
Konnten die noch zu mir Nein sagen..Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob sie besonders darüber glücklich waren, aber die nächsten 45 min durften alle Mal die Treppe hoch und runter laufen , auf Bilder zeigen oder Dinge bestaunen…Ich fand es jedenfalls ganz interessant..Insbesondere weil ich nicht das Opfer war…Wobei mich der Kameramann dann leider doch noch gefilmt hat:Nämlich wie ich so zwei anderen ausländischen Besuchern erklärt habe, wie die Uhr funktioniert…In einem ziemlichen denglisch…Irgendwie brauche ich immer ein paar Minuten, um hirntechnisch mich auf englisch umzustellen..Meine deutsche Grammatik ist da unheimlich dominant…
Die einzig weitere kuriose Begegnung des Tages ereignete sich gleich darauf:Ich nenne ihn Mal den Mann mit den 80 Messern…
Er ist ein regelmäßiger Besucher an Wochenenden..Ich habe ihn jedenfalls schon 3x ‚erlebt’und jedesmal, wenn der das Haus betrat, bekam man einen Warnanruf…, dass der schräge Typ mit den Messern wieder da sei…Diesmal hatte man ihn wohl an der Kasse übersehen…Lag bestimmt an seinem schicken neuen schwarzen Ledermantel…Vorher trug er immer eine beige farbige Gore Tex Jacke mit eingearbeiteten Taschen für seine skurrile Sammlung von Messern…Ich habe das Ding mal an die Garderobe hängen müssen und ich schwöre: Es wog so 15kg…Ein Kettenhemd wäre bequemer…
Wir haben ja schon alle möglichen Hypothesen aufgestellt, warum er so viele Messer bei sich trägt, aber noch keiner hat ihn gefragt…Ist aber auch ziemlich schwierig das neutral zu formulieren: „Was wollen sie eigentlich mit all den Messern?“ (Klingt nach: Sind Sie Serienkiller..Man könnte natürlich auch fragen gehen Sie zur Jagd oder sind sie Berufsjäger??? Aber mitten in der Großstadt???? Sind sie Bilderaufschlitzer??? Haben Sie unterdrückte Aggressionen gegen Museen..War ihr Vater????)
Ich fragte mich also, ob er diesmal ‚unbewaffnet‘ war oder ob sich was unter seinem schicken Ledermantel verbarg….Also beobachtete ich ihn im vorbei laufen so einigermaßen unauffällig aus den Augenwinkeln…
Und siehe da, er beging ein Faux Pax und zog einen Flachmann aus der Tasche…
In einem Museum darf man ja nun auch keine Getränke mit sich führen…Ich beschloß also mal einzuschreiten….
I: „Ehh, entschuldigen Sie der Herr, aber in einem Museum ist es eigentlich nicht erlaubt zu trinken.“
Er:“Ich wollte das hier eigentlich auch nur umplatzieren…“ (Er steckte den Flachmann in die andere Seite des Mantels , dabei sah ich dann wieder ein paar Klingen durch den Mantel aufblitzen.)
I: „Hmmh, also eigentlich darf man auch keine Flaschen ins Museum mitnehmen…Vielleicht sollten Sie ihren Mantel an der Garderobe abgeben???“
Er: „Junge Dame…Ich gebe normalerweise gerne meinen Mantel ab..Nur momentan ist es in diesem Hause nicht gerade wohl temperiert. Wenn Sie verstehen was ich meine…“
I: „Ja, drei von vier Heizungen sind leider momentan defekt…“ (Die Heizung funktioniert leider seit Jahren entweder zu gut oder gar nicht)
Er: „Sehen Sie…Guten Tag…“ Er griff sich an den Hut und machte auf der Fußsohle kehrt, um ein Stockwerk höher zu gehen…

Warum hatte ich denn nicht mal explizit nach seinen Messern gefragt?????