Progredienzangst: Angst des Voranschreitens der eigenen Erkrankung

Den Begriff Progredienzangst habe ich bei gefunden…

Inklusive dieser ‚genialen Studie‘

Hmmh, ich sehe da auch bei mir Tendenzen (wäre dann ja eher in der ‚unspezifischen Rheumagruppe), wobei ich 70% aller Zeit es komplett weg schiebe und 30% der Zeit eher Panik habe…Insgesamt würde ich schon gerne lernen damit besser umzugehen, aber mir ist (trotz Psychotherapie) echt nicht ganz klar wie das gehen soll…

Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass es wirklich etwas bringt…“sich mit den Angstinhalten zu konfrontieren und diese ‚Zuende-denken‘.“ (Wie in der Studie des oben genannten Links vorgeschlagen)

Schlimmster Gedanke: Ich sterbe…Wie kann man Tod ‚zuende denken‘? (Bei mir kein akuter Gedanke mehr…,, aber die Verdachtsdiagnose Tumor hatte ich ja auch mal)

Zweitschlimmster Gedanke: Ich muss mein ganzes Leben so leben wie jetzt und kein Schmerzmittel hilft…

Drittschlimmster Gedanke: Ich verliere meine Lauffähigkeit, habe einen Querschnitt und weiter diese höllischen Schmerzen…

Viertschlimmster Gedanke: Ich verliere meine Blasen- /Mastdarmfunktion nochmals und diesmal völlig und endgültig und muss katheterisieren…

Sollte ich den Gedanken Zu-Ende-gedacht dann Selbstkatheterisierung lernen oder mal ein bißchen mit nem Rollstuhl durch die Gegend fahren zur Selbsterfahrung???? Wobei ich eigentlich am Schlimmsten die Schmerzen finde und gegen die kann ich ja irgendwie nix machen…

Und zu dem Ergebnis der Studie:

„Somit ergibt sich folgendes Bild: Beide vorgeschlagenen Progredienzangsttherapien sind bei Krebspatienten effektiv, die Progredienzangst nachhaltig zu senken. Allerdings zeigt sich kein Kosteneffekt durch eine der beiden Therapien. Für die Rheumapatienten ergibt sich bei beiden Interventionen keine signifikante Verbesserung der Progredienzangst gegenüber derKontrollgruppe. Die kognitiv-verhaltenstherapeutische Intervention erwies sich jedoch als kosteneffektiv. Bei Tumorpatienten sollte die Progredienzangsttherapie zu Verbesserung der Lebensqualität eingesetzt werden. Ob die ermittelte Kostensenkung ein ausreichender Grund
für die Durchführung der Progredienzangsttherapie sein kann, wird noch zu klären sein.“

Also an sich ist das wieder einmal eine nicht durchdachte /schwachsinnig aufgebaute Studie, deren Ergebnis man am Ende in die Tonne treten kann…
Man vergleicht Rheuma Patienten (teilw. mit schwer voranschreitenden Erkrankungen) mit überwiegend Tumor freien Krebspatienten (80%) und wundert sich, dass bei Rheuma Patienten die Progredienzangst nicht weg geht…??? Ehh, vielleicht weil man mehr und mehr körperliche Einschränkungen hat, die real sind(????) Außerdem ist die Studie unter dem Aspekt/Fragestellung der Kosteneinsparung konzipiert und auch da ist es kein Wunder, dass man bei schwer chronisch kranken Menschen keine bzw. nur geringe Kosteneinsparungen erzielt, da die körperlichen Probleme nach wie vor Arztbesuche etc. notwendig machen und man diese nicht signifikant verringern kann…

Auf’s und Ab’s…

Heute habe ich den ganzen Tag verschlafen…
Die beiden Tage davor (am Wochenende) gearbeitet…

Eigentlich habe ich ja nur einen 400 Euro Job, aber in letzter Zeit arbeite ich oft 3-4 Tage und sammel Überstunden. Da mein Arbeitsplatz noch 90min von mir entfernt ist, sind das ätzend lange Tage. Ich stehe morgens um 6 Uhr auf und komme abends um 20 oder 21 Uhr wieder hier an…(Je nach Laune der Deutschen Bahn…Gestern war es sogar 21:30h. Warum sind Gleisbauarbeiten immer an Wochenenden?)
Gut geht es mir allerdings nicht…Gestern war ich nach der Arbeit in einem solchen Tief, dass mir ständig schwarz vor den Augen wurde und ich Mühe hatte eine gerade Linie zu laufen und ständig Hauswände gerrammt habe. (Ich wurde wohl schlichtweg für einigermaßen betrunken gehalten)
Ich hatte gestern aber nicht mal mehr Schmerzmittel intus…Also die 150mg Tillidin, die ich morgens um 8 Uhr genommen hatte, waren bis 18 Uhr definitiv komplett aus meinen System verschwunden…, wobei auch an sich Opiate eigentlich nicht helfen…Der Adrenalin Rush während der Arbeit ist solange ganz gut, wie man an einer Tour beschäftigt ist…Umdenken zwischen deutsch und englisch, rechnen, Leuten den Weg weisen, mal ne Führung zwischen durch, mit Regenschirmen und der Garderobe kämpfen. In all dem Trubel kann ich meinen Körper vergessen.
Leider hält diese Ignoranz nur solange an, wie ich eben zu 100% beschäftigt bin…Dann wenn es leerer wird; ich nichts zu tun habe, kommen die Schmerzattacken in einer solchen Wucht wieder zurück, dass ich das Gefühl habe von einem Truck überfahren zu werden…
Meine Beine haben nahezu wieder dieses konstante Kribbelgefühl..Insebsondere abends und nachts habe ich ständig elekrtoschockartige Schläge in alle 4 Extremitäten…Außer ich setze mich unter muskelrelaxierende Mittel…

Meine Katadolon S sind mittlerweile leer, aber wenn ich doppelt so viel Ortoton wie vorgesehen nehme, kann ich auch schlafen…Leider wirken die nicht ganz so gut und die Muskelzuckungen machen mich alle 1-3 Stunden wieder wach, aber wenigstens kann ich überhaupt schlafen…

Sich im Kreise drehen…Psychotherapie Teil III

Psychodoc: „Wenn ich Sie so laufen sehe, dann denke ich, dass sie massive Schmerzen haben müssen …Aber wenn Sie dann vor mir sitzen und reden, könnte man den Eindruck bekommen, dass sie gar nichts haben?“
(Na ja, je schlimmer ich laufe desto weniger schmerzen habe ich, aber nicht einmal in der Psychotherapie bin ich in der Lage adäquat meinen Schmerzzustand zu erklären.)
Ich: „Hmmh, ich habe schon starke Schmerzen. Ich finde es nicht gerade angenehm zu sitzen und die Aussicht eines 8 Stunden Tages erfüllt mich dann doch mit Grauen.“
Psychodoc: „Das Problem ist, dass ihre Mimik und Gestik nicht mit ihrem beschriebenen Zustand übereinstimmen. Wenn Sie mich dabei noch freundlich anlächeln, ist es kein Wunder, dass Sie Ärzte nicht Ernst nehmen.“
Ich: „Ja, nun…Wie soll ich mich denn verhalten. Ich versuche -logischerweise- mich jetzt auf ein Gespräch zu konzentrieren und die Schmerzen auszublenden.“

Was soll eigentlich Psychotherapie??? Wie kann jemand, der keine Ahnung hat wie es ist 24 Stunden Schmerzen zu haben, mir eigentlich Tipps geben..Andererseits kann mir wohl auch kein anderer, der selbst schmerzkrank ist, sagen wie man besser mit der ganzen Misere umgehen kann…

Manchmal frage ich mich was mich an diesem Leben hält. Es erscheint mir oft belanglos. Ich bin eben hier..Weiß aber nicht wieso und warum und dümpel so vor mich hin: Planlos, ziellos…

Klar, man kann sich seine Ziele definieren, sich einen Sinn im Leben schaffen, aber momentan bin ich eigentlich vorwiegend krank…

Alles ist eine Tortur. Alles tut weh. Ob ich sitze, liege, laufe, schreibe…
Egal was ich einwerfe an magischen Pillen: Die Schmerzen sind immer noch da…

Ich vergesse Sie nur, wenn ich mich für kurze Momente so überlaste, dass ich nur noch das Gefühl habe Geist zu sein und meinen Körper ausblende. Das gelingt nicht häufig. Denn ein Mensch hat nun mal einen Körper. Dieses lästige etwas, dass ihn an diese Welt bindet.

Manche Sachen die man mit diesem Objekt machen kann oder die ich früher machen konnte, sind eigentlich auch recht schön…Die Vereinigung zweier Körper zum Beispiel.

Aber was macht man mit einem Körper, der nichts mehr kann, der vorwiegend nur noch weh tut??? Ihn ignorieren, ihn mißachten, ihn quälen und ausbeuten…???

Manchmal denke ich, der Freitod wäre mutiger…Aber das Nichts ist mir doch zu gewagt…Wenn ich Vertrauen hätte, dass das was kommt gut wäre und mich einen Schritt voran bringt, dann würde ich glaube ich lieber springen als Leben, aber ich bin zu feige…

Hat Jean Amery mit diesem Zitat recht?

Ich sterbe, also bin ich. Oder: Ich sterbe, also: das Leben
und alles, was es an Urteilen gibt, gilt nicht. Oder
noch: Ich sterbe, also war ich wenigstens im Moment
vor dem Absprung närrischerweise, was ich nicht sein
konnte, weil es die Wirklichkeit mir nicht vergönnte: