Meine Geschichte wäre von außen betrachtet ein heiterer Satire Roman, wäre es nicht meine eigene Geschichte und würde ich nicht all das selbst in meiner eigenen Haut fühlen und durchleben müssen…
Mir tun Ärzte leid…Ich weiß, dass die meisten keine bösen Menschen sind, sondern unter Systemzwängen ihren Job nicht in dem Maß nach gehen können, wie sie sich das mal gedacht haben…Zumindestens die Altruisten und Weltverbesserer -unter ihnen- haben im Grundstudium vermutlich wirklich davon geträumt Menschen zu helfen/zu heilen/zu unterstützen…Dann gibt es natürlich den Typus: Dynastie Arzt…Tradition verpflichtet und wenn schon Großvater und Vater Neurologe ist, dann wird der Sohn das auch…Dies kann zu Verbitterung, Pragmatismus oder Beidem führen….
Die Praxis und die Realität lässt viele ausbrennen…Egal von welcher Start-Position sie antreten…
In Krankenhäusern herrschen -meiner Meinung nach- überholte Modelle des Zusammenarbeitens. Es gibt unausgesprochene Gebote an die sich jeder Arzt halten muss. Es gibt das Gebot der Hierachie…Das merkt man als Patient vor allem bei der Visite. Wer, wann in welcher Visite reden darf und wer nicht…
Bzw. Wie der Arzt mit der Krankenschwester redet…Abfällig??? Ist sie eine Untergebene???
Ich habe mich in einigen Situation für die Ärzte geschämt, die in wenigen mimischen Gesten und abfälligen Ton Krankenschwestern angriffen, ihnen meinten etwas großmeisterlich erklären zu müssen und sie behandelten als seien sie kleine unwichtige Nichtswisser…Dabei sehen die Ärzte oft nicht den Part der Pflege…Natürlich sie sind letzlich der ‚große‘ Doktor, der Ansprechpartner für alle…Die Patienten wollen mit dem arzt reden, die Angehörigen sowieso und alle befolgen die Regel der Unterwürfigkeit. Beschwert wird sich hinter geschlossenen Türen…Ärzte werden in eine so wichtige Position gehoben, dass sie einsam auf einer Wolke sitzen und alles unter ihnen klein erscheint…Sie sehen oft nicht die Last der Pflege…Das Krankenschwestern/Pfleger auch unter enormen Druck stehen und wie gering ihre Arbeit im Vergleich geschätzt wird…Gerade aus dieser Diskrepanz besteht der Unmut…
Als Kliniksarzt muss man das System akzeptieren und in im zu Recht kommen. Entweder man hat sich selbst die Rangleiter hoch gearbeitet oder bleibt ewig Alt-Assistent oder Stationsarzt und damit ist man dann schon ein Stück weniger wichtig und ein schräger Vogel…Als Oberarzt und Chefarzt (in kleinen Abteilungen) hast du hingegen enorme Macht und bestimmst das Gefüge des Hauses. Dieses System der Hierarchie kann funktionieren, wenn es einen „charismatischen Führer“ gibt, auf den sich alles fokussiert und der die Struktur des Hauses ordnet. In Uniklinika ist das kaum der Fall mit ständig wechselnden Assistenzärzten, großen Stationen…Wenn man sich Klinikbewertungen.de ansieht fällt auf, dass Uniklinika oft mittig bewertet werden und die meisten kleineren Häuser miserabel oder ganz toll…
Es gibt das Gebot der ICD-Nummer: Je nach Nummer darf man einen Patienten nur so und so viele Tage stationär behandeln. Ansonsten tragen die Krankenhäuser die Kosten und auch Krankenhäuser sollen nicht ständig rote Zahlen machen…Das gilt für privatisierte wie nicht privatisierte Klinika. Denn auch Kreiskrankenhäuser stehen unter enormen Kostendruck, da Landkreise hochgradig verschuldet sind. Ärzte stehen einerseits unter Entlassungszwang bei einem immer noch schmerzgeplagten Patienten der sein 8 ICD Tage abgelegen hat. Sie versuchen aber andererseits die Fallpauschale eines Patienten, dem es eigentlich nach 4 Tagen gut geht, voll auszunutzen und behandeln ihnen länger als nötig, wenn die Station gerade Kapazitäten hat…
Und auch die niedergelassenen Ärzte haben oftmals Probleme.
Die tolle KV-Niederlassungs Planung funktioniert nicht…Die eine Praxis versorgt zu viele Patienten, die andere hat zu wenig…Auf dem Land gibt es schon jetzt einen Mangel an Hausärzten…(Ist ja auch klar bei den Arbeitsbedingungen)
Aber es gibt auch Mängel in der Facharztversorgung, die noch größere Gebiete betrifft…Hier in der Gegend gibt es im Umkreis von 50km nur noch 2 Neurologen von ursprünglich 6…
Wenn du dann als Patient gerade in dem Bereich Probleme hast, wird es für dich schwer, wenn du kein eindeutiger Fall bist…
Je mehr Akten man als Patient sammelt, je komplizierter es wird, je weniger wollen Menschen für dich zuständig sein…Denn Zeit hat keiner und will sich keiner nehmen…Gemacht wird irgendetwas, manchmal sinnlose Untersuchungen…Einfach weil sie Geld bringen, nicht weil sie Sinn machen…
Den ehrlichen oder empathischen Ärzten/Krankenschwestern bin ich dankbar…Selbst denen, die mir nicht halfen: Vor 4 Wochen war ich in der Neurochirurgie. Der dortige Assistenzarzt war wirklich im Gespräch nett und ich konnte vor ihm ein bißchen meine Maske ablegen, denn er trat mir gegenüber völlig freundlich auf…Ich kann es nicht beschreiben, aber ich würde es mit Weichheit oder Empfänglichkeit beschreiben. Bei Neurochirurgen fühlt man sich oft wie eine Nummer. Ein Bild oder interessantes Operationsobjekt. sie wollen dein Gehirn, deine Wirbelsäule sehen und freuen sich regelrecht, wenn sie etwas zum schneiden haben…Das ist für den Patienten verrückt, der zwar gerne eine Lösung seines Problems hätte, aber mit einfacheren Mitteln. Jedenfalls sagte der Arzt zu mir, man könne mir ohne Bildgebung nicht weiter helfen und freie MRT-Termine seien erst ab Januar/Februar wieder verfügbar… Er empfahl mir aber ausdrücklich HWS und LWS vorher zu machen und zwar ambulant mich vom Orthopäde zu überweisen, denn der hätte da ein größeren Spielraum…Die Krankenschwester, die das Gespräch mit hörte, meinte zu mir, dass ich mich jeder Zei als Akutfall einweisen lassen kann und mich die Ärzte dann behandeln müssen…Sie seien schließlich ein Universitätsklinikum…Aber was definiert man als akut??? Würde wirklich was gemacht? Sollte ich bis Januar wieder warten???
Ich habe keine Kraft mehr von Arzt zu Arzt und hin und her geschickt zu werden…Ich merke seit Ende Juli, dass es sich wieder verschlechtert und bislang gibt es nur ein MRT des Gehirns…Nicht unbedingt meine Baustelle…
Nach langem hin und her hat mein Arzt dann gemeint, dass man es doch nochmal mit einem Neurologen probieren sollte und hat dann per Anruf dafür gesorgt, dass ich zu mindestens nicht 3 Monate, sondern nur 3 Wochen warten musste…
Dieser Dynastie-Arzt war -gelinde gesagt- nicht gerade beglückt mich als Patient zu bekommen und war schlicht und ergreifend ziemlich schwierig im Gespräch…
Dennoch hat er sich für mich Zeit genommen..Widerwillig und mit viel Fluchen und einer Abwehr, die ihres gleichen sucht, aber er entschied sich dann doch dafür etwas zu machen…