Nachdem mich der Oberarzt also so freundlich aufgenommen hatte, kam ich also zum 2-ten Mal auf die tolle Station der Neurochirurgie…
Irgendwie war mir das Ganze verdammt peinlich…Ich meine…: Ich war gerade vor 8 Wochen das letzte Mal auf dieser Station und die Flure mir noch sehr bekannt. Das Personal ebenso und auch wenn ich scherzhaft gesagt hatte, dass ich erwarte dort wieder zu landen und re-operiert zu werden, hatte ich damit eher in 1-5 Jahren und nicht in 2 Monaten gedacht. (Diese Angst erneut operiert werden zu müssen, kam auch aus der Panik heraus, dass mir die freundliche Neurochirurgin der Uniklinik ja gesagt hatte: Ihre Wirbelsäule ist so kaputt, da werden wir noch öfter das Vergnügen miteinander haben…)
Komischerweise konnte sich dann die erste Krankenschwester tatsächlich noch an mich erinnern, während ich überhaupt keine Ahnung hatte wer das nun wieder war…Irgendwie seltsam, denn mir sollte das Pflegepersonal ja bekannter sein..Die haben schließlich alle 8-10 Tage neue Patienten…Aber in meinem Alter bin ich natürlich auf der Neurochirurgie eine Kuriosität, also ich schieb es mal darauf…(Die machen da fast nur wirbelsäulenchirurgische Eingriffe..)
Jedenfalls hatte ich dann auch ein bißchen Glück und sie haben den MRT Termin vorgezogen…Toll, fand ich den Kommentar der Krankenschwester: Schaffen sie es alleine nach unten oder brauchen sie einen Rollstuhl…??
Mein Bruder war ganz entrüstet und meinte: Sie kann noch perfekt laufen..Außerdem könnte ich sie jederzeit auffangen, wenn sie fällt…(Unfreiwillig gegen ihn laufen, war irgendwie schon eine meiner Spezialitäten geworden..Also so perfekt war mein Gangbild nicht..ich kippte irgendwie immer malwieder unfreiwillig nach rechts…Dennoch hinderte mich das nicht daran Treppen zu steigen)
Trotz meiner ‚MRT Erfahrung‘ hatte ich irgendwie ganz vergessen, dass sowohl mein T-Shirt, Pullover als auch meine Hose metallische Knöpfe bzw. Reisverschlüsse hatten und durfte da einen super Striptease hinlegen, was aber auch undramatisch war, da das die anwesende MTA (Ich schätze es war eine medizinisch technische Assistentin) wohl kaum interessierte…Ich fand es nur etwas kalt im MRT…, das aber wenigstens modern aussah und für ein MRT auch halbwegs bequem war…Es hatte jedenfalls nicht den Aldi Faktor des Uniklinikums……Komischerweise habe ich diesmal die Kontrastmittelgabe nicht einmal bemerkt…Vermutlich weil mir eh schon schlecht war und man auch die Kopfschmerzen kaum noch überbieten konnte…Außerdem war ich immer noch panisch, denn ich wollte weder, dass bei der Sache etwas heraus kommt und ich wirklich ein Liquorleck habe, noch dass all meine Symptome eingebildete Wahnvorstellungen sind…Dann könnte ich mich gleich in die nächste Psychatrie einliefern lassen…Irgendwie wirkte diese Panik sich aber positiv auf mein Vermögen aus, still liegen zu bleiben (Nun, gut: Ich konnte meinen Kopf eh nicht wirklich gut drehen, daher bekam ich nicht den warnenden Hinweis mal endlich normal liegen zu bleiben und das Ganze war nach 20min vorbei)…
Die MTA fragte mich dann auch gleich, ob sie den Zugang drinne lassen soll ..Ob die da oben noch Blut bräuchten???
Ich : „Für was???“
MTA: „Schweigen…“
Ich: „Na ja, ich hätte das lieber gezogen“ (Ich hasse Zugänge)
MTA sieht mich skeptisch an und zieht mir den Zugang…Gut, ich hätte wissen müssen, dass da was ist..Aber Patienten sind unter Stress unlogisch..und ich war jetzt auf dem Trip: 1) Ich will sofort gehen 2) ich habe definitv gar nichts…3) Ich war außerdem annähernd (eingebildet) schmerzfrei und teilte das auch meinem Bruder-der im Warteraum saß – mit, der mich aber wieder auf den Boden der Tatsachen holte und meinte, dass ich A) nicht normal laufen kann B) unter stärksten Schmerzen leiden muss, denn ich würde es immer eher übertreiben und wäre keineswegs zimperlich…Also sollte ich jetzt C) zurück auf die Station gehen und mir anhören was der Arzt dazu sagt…
Nun ja, auf Station angekommen, war alles schon mehr oder minder hektisch…Ich lag gerade mal ne Minute seitlich auf dem tollen Bett als der Oberarzt hereinspaziert kam, mit einem undefinierbaren Gesichtsausduck…und dem Kommentar ich solle mich mal umdrehen…Ich habe mich dann erstmal auf den Bauch gedreht..(unlogisch wie ich bin) und er hat ein weiteres Mal nur den Kopf geschüttelt und meinte anders rum…Na ja, Rücken ist logischer…Zugegeben…Was folgte war ein kurzer Krafttest…Sein Kommentar: Das sieht ja wesentlich schlimmer aus als beim letzten Mal …(Großzehenheberschwäche etc.)
Dann die Preisfrage: „Haben sie eigentlich Kopfschmerzen…??“
Ich: „Ja, wieso??“
Oberarzt: „Das ist doch ein wichtiges Symptom?“
Ich: „Für was?“ (Es ist nicht so, dass ich mich absichtlich doof stelle, sondern in solchen Situationen und unter Stress wirklich Dinge die mir unlieb sind ausblende)
Oberarzt: „Na ja, sie haben ein Liquorleck und eine Liquorfistel…“
Ich : „Und da sind sie sich auch wirklich sicher???“
Oberarzt rennt aus dem Zimmer und kommt mit dem MRT wieder und deutet auf eine große Flüssigkeitsansammlung zwischen L4/L5 im Transversalschnitt…
Ich: „Hmmh…und was macht man da…???“
Oberarzt: „Ich würde das ganze gerne operieren. Man könnte aber auch einen festen Druckverband anlegen und die Flüssigkeit drainagieren und hoffen, dass sich das Liquorleck von selbst schließt. Evtl. muss man aber dann nach ein paar Tagen doch operieren…Schöner ist es sich sich das Ganze gleich unter Mikroskop anzuschauen und evtl. das Liquorleck zu schließen, wenn ich es finde…Es kann auch sein, das man nichts findet…Aber bei einer OP ist auch das Infektionsrisiko etwas geringer …
Ich: „Na, gut…Dann eben OP“ (Die Idee tagelang still in einem Druckverband zu liegen fand ich grausam…)
Mein Bruder war doch jetzt ziemlich mitgenommen und aufgeschreckt…Ich hingegen wurde irgendwie wieder ruhig, weil nun ja…nun konnte ich auch nix mehr ändern…und hatte eine klare Bestätigung meiner Symptomatik, die ich irgendwie ein paar Wochen versucht hatte zu ignorieren…In Tränen ausbrechen ist auch nicht meins…Also nahm ich das Schulter zuckend hin…
Jedenfalls hatte ich fast den Eindruck, dass im Angesicht der Operation der Oberarzt halbwegs besänftigt war und dann auch irgendwie wieder so ne milde Form des Mitleids mit mir entwickelte, schließlich war da ja was zum schneiden und ich war def. nicht so ein doofer Schmerzpatient… und er nahm mir auch die Cauda Symptomatik ab(ich hatte nen totalen Harnverhalt und fühlte im Genitalbereich nix mehr und hatte völlig diffuse Schmerzen in beiden Beinen, über den Oberschenkel ziehend und auch in die Leisten + innenseitig) , wobei das natürlich seinen Freitag Abend killte…
Innerhalb weniger Minuten kamen dann zum Oberarzt (der mich noch ein tolles OP-Einwilligungs-Formular unterschrieben ließ) auch noch Anästhesistin, Schwestern zur Blutabnahme etc. hinzu und ich war irgendwie umgeben von Personen die an meinem Körper rum zerrten, bzw. mich im Schnellmodus aufklärten..Die Anästhesistin schien irgendwie nicht ganz so unglücklich zu sein, jetzt in den OP zu müssen und warwesentlich weniger schlecht gelaunt als der Oberarzt und nahm es mir nicht übel, dass ich es immer noch nicht ganz geschafft hatte das tolle Formular auszufüllen..Über die Begeisterung endlich sagen zu können, dass ich Kopfschmerzen habe, vergaß ich dann mal völlig die bestehende Cauda Symptomatik (obwohl ich ja vorranggig deswegen operiert wurde), aber auch das ist vermutlich unter dem Druck und in der Situation verständlich…Da half dann die Anästhesistin etwas nach…Sie haben doch auch das und das …Oder???? Ehhm , ja, aber muss ich das zum dritten Mal erklären an diesem Tag??? Außerdem wer spricht schon gerne über Taubheitsgefühle und Blasenverhalt etc… Das Anästhesierisiko erklärte sie mir dann (zu meinem Glück) in ca. 2 Minuten…Mit dem Kommentar : Das kennen sie ja eh schon…(Irgendwie ließ sie das 1% HIV Risiko im Falle des 2% Risikos eine Blutkonserve zu bekommen komplett weg…)
Nach dieser super geballten Aufklärungsrunde teilte mir dann die Krankenschwester mit, dass der Oberarzt in 30 Minuten gedenkt zu operieren, ob ich noch duschen könnte und vorher schon mal das Beruhigungsmittel nehmen wollte…? Ich fand das duschen schon ganz angebracht, schließlich war ich den ganzen Tag mehr oder minder in Bewegung gewesen und daher durchaus nicht in nem ‚astreinen‘ Zustand…Ungeduschte Menschen im OP will man sicherlich nicht…
Meinem Bruder , der immer noch ratlos daneben stand, machte ich dann deutlich, dass er jetzt eh nix mehr tun kann und von mir aus auch gehen kann…(Er hatte die Situation ja tapfer gemanagt…, selbst die Blutabnahme hatte ihn nicht zum umkippen gebracht (Eigentlich hat er vor Krankenhäusern eine echte Phobie und an diesem Tag hatte er quasi für mich mehr oder minder alles geregelt. Außerdem war ich jetzt war eh bald im Nirvana und duschen und halb nackt vor ihm rum rennen wollte ich nicht mehr…Außerdem musste ich noch eine SMS an meine Parteikollegen schreiben: Bin mal wieder krank (Seufz) und das alles schon im halben Delirium (Okay, die Beruhigungstablette wirkte eh noch nicht)…Jedenfalls verließ mein Bruder dann das Krankenhaus mit der ausdrücklichen Bitte mir meine (bzw. unsere Mutter ) vom Hals zu halten—- mindestens die ersten Tage, weil theatralische Familienmitglieder an meinem Bett wollte ich wirklich nicht sehen …Und bei OP Nr2. war ich 2 Tage mehr oder minder im Halbschlaf und kaum ansprechbar…Vorsicht ist Vorsicht…